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“Elternhaus” von Ute Mank

Elternhaus von Ute Mank

erschienen am 13.07.2023 im dtv Verlag

umfasst 304 Seiten

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Klappentext:

Sanne, die nur ein paar Straßen von ihren Eltern entfernt lebt, bekommt deren Alltag hautnah mit. Immer häufiger muss sie helfen, den Eltern wächst das Haus über den Kopf. Und so beschließt sie, dass die beiden umziehen müssen. Doch sie fällt diese Entscheidung allein, immerhin ist sie die Älteste.

Als ihre Schwester Petra von den Plänen erfährt, ist sie entsetzt. Wie kann Sanne die Eltern entwurzeln? Wie kann sie alles zerstören, was Sinnbild ihrer gemeinsamen Kindheit ist? Diese Pläne reißen Petra den Boden unter den Füßen weg.

Das angespannte Schwesternverhältnis wird auf eine existentielle Probe gestellt. Und auch die Kleinste, Gitti, gerät zwischen die Fronten. Die Geschwister müssen sich die Frage stellen, wann sie sich so unglaublich fremd geworden sind? Und wie es sich anfühlt, plötzlich kein Elternhaus mehr zu haben? Doch sind Wände, Fenster und Türen wirklich so wichtig?

So hat es mir gefallen:

“Elternhaus” war für mich zuerst ein sogenannter “Coverkauf”. Das 70er Jahre anmutende Cover weckte direkt Erinnerungen. Der Roman beginnt mit dem Auszug der Eltern aus dem Haus, in dem die Familie über viele Jahre gelebt hat. Sanne, die älteste von drei Schwestern, hat veranlasst, dass die Eltern in eine altengerechte Wohnung ziehen sollen. Dieser Umzug ist eine Art Transformator für die drei Schwestern.

Welche Funktion und welchen Status das Elternhaus für alle Beteiligten tatsächlich hat, wird erst klar, als es leer steht. Die Eltern wirken entwurzelt in der neuen Wohnung, aber auch die Töchter stehen vor oder in diesem leeren Haus und werden mit den Erinnerungen und der Symbolik dieses Hauses konfrontiert.

Was bedeutet es für das eigenes Leben? Welche Erinnerungen haben sie in unterschiedlicher Form an das Zusammenleben und wie hat sie das in ihrem eigenen Lebensentwurf jeweils geprägt?

Mit der Auflösung des Hauses kommen alle mehr oder weniger ins Schwanken und müssen auch der Realität ins Auge schauen, dass sie keine “Kinder” mehr sind. Sie sind vielmehr nun die Erwachsenen, die sich kümmern oder die bereits selbst erwachsene Kinder haben. Was bedeutet das für die eigene Zukunft, die auf einmal auch endlich ist? Will man den Lebensentwurf, den man lebt mit dem Blick auf die Endlichkeit tatsächlich weiterführen?

Was konnte sie schon tun gegen die Zumutungen des Lebens. Alles nahm einfache seinen Lauf. Wie ein Fluss, der sich seinen Weg bahnt. Auch das schmale Haus kam ihr schicksalsergeben vor. Sie hatte den Eindruck, es würde kleiner, gebeugter.

Ute Mank ist ein toller Roman gelungen, der unterschwellig viele Fragen stellt und eine Thematik trifft, mit der sehr viele Menschen meiner Generation zu tun haben. Wie groß die Symbolik des Elternhauses sein kann und wie wenig übrig bleibt, wenn es nicht mehr bewohnt ist, konnte ich persönlich erst kürzlich am Haus meiner Schwiegereltern erfahren. Man verbindet mit so einem Haus viele gemeinsame Erinnerungen, aber wenn die Bewohner und die gewohnten Gegenstände nicht mehr da sind, wird es zu einer leeren Hülle, vor der man traurig zurück bleibt.

Fazit:

“Elternhaus” ist ein Roman, der eine Entwicklung beschreibt, der man sich gar nicht in dieser Intensität bewusst ist. Ich mochte das Buch und die Charaktere sehr. Viele Erinnerungen an “alte” Denkweisen und Verhaltensweisen wurde geweckt. Die Denkweisen einer anderen Generation, die in das heutige Denken kaum noch reinpasst, wird thematisiert und reflektiert. Das Buch beleuchtet einen Lebensabschnitt, an dem jede/ jeder einmal stehen wird und ist damit aktuell und stimmt nachdenklich. Es liest sich hervorragend und ist ein klarer Lesetipp!

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