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“Verbrenn all meine Briefe” von Alex Schulman

“Verbrenn all meine Briefe” von Alex Schulmann

erschienen am 21.09.2022 im dtv Verlag

umfasst 304 Seiten


Klappentext:

Sommer 1932: Die 24-jährige Karin verliebt sich in den jungen Schriftsteller Olof. Aber es gibt ein Problem: Karin ist mit Sven verheiratet, einem stürmischen, hochrangigen Schriftsteller mit einer grausamen Ader. Wird sie es wagen, ihren Mann verlassen und ein anderes Leben mit ihrer neu entdeckten Liebe beginnen? 68 Jahre später fragt sich Karins Enkel Alex, Autor und dreifacher Vater, warum er eine so tiefe Wut in sich trägt; eine Wut, die seinen Kindern Angst macht und eine Kluft zwischen ihm und seiner Frau schafft. Auf der Suche nach Antworten stößt er auf die Geschichte zweier unglücklich Liebender, die zeigt, wie Leidenschaft, Eifersucht und Wut über Jahrzehnte und Generationen hinweg Wogen schlagen können.


So hat es mir gefallen:

Bereits das letzte Buch von Alex Schulmann “Die Überlebenden” hat mir sehr gut gefallen, obwohl es keine “Leichte Kost” war. Auch sein aktueller Roman “Verbrenn all meine Briefe” ist autobiografisch und sehr intensiv.

Der Roman beginnt damit, dass der Protagonist eines Abends feststellt, dass seine Kinder eine Art “Angst” vor ihm haben und auch seine Frau. Diese Erkentnnis erschüttert ihn. Er begibt sich ind Therapue und auf eine Art “Recherche” zu seiner Familiengeschichte, um herauszufinden, worher das kommt und wie die Dinge zusammengehören. Dabei erkennt er, dass die Familie mütterlicherseits zerstritten ist und unter anderem ein Ursprung in der Person des Großvaters Sven Stolpe liegt. Sven Stolpe war ein wichter Schriftsteller, Journalist und Literaturkritiker in Schweden.

Es beginnt eine Reise in die Vergangenheit zu den Großeltern und den Erfahrungen in seiner Kindheit mit ihnen, aber auch in die Leben von Sven und Karin Stolpe. Sven und Karin Stolpe waren noch recht jung verheiratet, als Karin Olof Lagercrantz kennenlernt. Auch Olof Lagercrantz ist ein bekannter schwedischer Schriftsteller und Kritiker gewesen. Die Beziehung zu dem charismatischen, aber auch aufbrausenden Sven stellt sich für sie in Frage und zwischen Olof und ihr entsteht eine zarte Liebe. Die Ereignisse spitzen sich zu und sind teilweise sehr schwer zu ertragen. Obwohl man eigentlich am Anfang des Romans das “Ergebnis” bereits kennt, fiebert man doch die ganze Zeit mit Karin Stolpe mit. Geleichzeitig ist es schwer zu ertragen, wie dieser chollerische Mann seine Frau behandelt. (Hier sei auch eine Triggerwarnung angebracht zum Thema häusliche Gewalt, toxische Beziehungen und Unterdrückung.)

Die LeserInnen werden Zeuge eines teuflischen Spiels dreier Menschen, die für die schwedische Öffentlichkeit eine große Bedeutung hatten. Gleichzeitig wird man Zeuge, wie das dysfunktionale Familiensystem über Generation weitergetragen wird und eine Art unsichtbare Dynamik entwickelt und weiter zündelt.

Alex Schulman hat anhand von Briefen und den Tagebüchern von Olof Lagercrantz diese Geschichte nachgezeichnet. Er hat sich selbst in Therapie begeben und ist dabei auf diese Spuren der Vergangenheit gestossen, die bis in die Gegenwart wirken.

Das Buch ist großartig geschrieben und liest sich stellenweise wie ein spannender Krimi. Gleichzeitig empfand ich großes Mitleid mit Karin Stolpe, die eine Gefangen war eines Mannes, der nach außen hin als sehr charismatisch galt. Letztlich war sie sicher ein von vielen Frauen in den 30er Jahren, die kaum Alternativen hatten oder auch nur die Mittel sich aus einer Ehe zu befreien.

Fazit:

Alex Schulman´s Bücher sind eine Art begleitende Familientherapie. Es werden die Tiefen und Dynamiken dysfunktionaler Familiensysteme dargestellt und beleuchtet. Sie sind hervorragend und wahrhaftig geschrieben und erschüttern tief. Wenn man sich damit beschäftigen will oder persönlich keinen tieferen Bezug hat, sind sie sehr empfehlenswert!

Bei Buchkultur.net gibt es dazu noch ein interessantes Interview mit dem Autor.

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2 Comments

  • Reply
    Antje Tomfohrde
    Dezember 6, 2022 at 8:25 am

    Liebe Isabel,
    intensiv beschreibt wirklich gut, wie Alex Schulmans Bücher sind. Ihm ist es wirklich gut gelungen, Stimmungen und Emotionen herüberzubringen, ohne sie direkt zu beschreiben und gleichzeitig lebt man sie als Leser*in ganz intensiv mit. Eines meiner Jahreshighlights wie “Die Überlebenden” im vergangenen Jahr.
    Liebe Grüße
    Antje

    • Reply
      Fredriksson
      Dezember 17, 2022 at 3:12 pm

      Liebe Antje,
      es ist auf jedenfall auch eines meiner Highlights. “Die Überlebenden” hat mich allerdings noch mehr beeindruckt, wenn es da überhaupt eine Abstufung geben kann. Auf alle Fälle ein Autor, von dem ich “blind” ein Buch lesen würde.
      Liebe Grüße
      Isabel

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