Manchmal begegnen einem Bücher genau zum richtigen Zeitpunkt. Mit dem Thema “Wechseljahre” hatte ich mich bisher noch nicht richtig auseinander gesetzt. Ich bin zwar bereits 48 Jahre alt, allerdings habe ich noch keine allgemeintypischen Symptome wie “Hitzewallungen” feststellen können. Soviel damit auch zu meinem bisherigen Wissen dazu. Das Phänomen von rudimentärem Wissen habe ich bereits bei meiner ersten Schwangerschaft kennengelernt. Ich musste feststellen wie wenig ich über die eigentlichen körperlichen Zustände während einer Schwangerschaft tatsächlich wußte. Auch das Thema “Wechseljahre” wird gefühlt immer noch “unter dem Ladentisch gehandelt” und ist ebenso von vielen Mythen begleitet. Dr. Esche-Belke und Dr. Kirschner-Brouns haben mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag geschrieben, um das Wissen zu dieser “Umbruchszeit” sinnvoll zu verbreiten.
Midlife Care- Wie wir die Lebensmitte meistern und die Kraft unserer Hormone nutzen
von Dr. med. Susanne Esche-Belke und Dr. med. Suzann Kirschner-Brouns
erschienen 28.02.2020 bei Lübbe Life
umfasst 352Seiten
*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*
Herzlichen Dank an Bastei Lübbe für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Klappentext:
Hormongesteuert? Klar! In der Lebensmitte bringen uns Östrogene, Progesteron und Co. ganz schön aus dem Takt – und viel zu oft wird dieses Ungleichgewicht nicht richtig diagnostiziert, geschweige denn behandelt. Dabei stellen sich Hormonveränderungen bereits mit Anfang 40 ein, wenn die Periode meist noch treue Begleiterin ist. In dieser Perimenopause können depressive Verstimmungen, Gewichtszunahme und andere Symptome das Leben schwer machen, und auch während der eigentlichen Menopause werden viele Frauen nur ungenügend begleitet. Doch die Autorinnen wissen: Es gibt wirksame Strategien, um diese Phasen gesund und glücklich zu gestalten.
Die sogenannte “Menopause” tritt ein Jahr nach der letzten Periode ein, meistens im Alter von 50+. Die eigentlichen hormonellen Veränderungen treten aber schon weit aus früher ein, in der sogenannten Perimenopause. Und diese Veränderungen können sehr individuell beginnen bereits mit Ende 30. In “Midlife Care” wird ausführlich auf diese Phase und ihre Symptomatiken eingegangen. Durch die Vermittlung des Wissens, um das Gleichgewicht bzw. Wechselverhältnis der Hormone, erhält die Leserin hier umfangreiches Know How. Wunderbar ist vorallem, dass sämtliche Themenbereiche leicht und verständlich geschrieben sind. Hier findet sich kaum “Fachchinesisch” und Dank einiger Fallbeispiele werden die Problematiken verdeutlicht.
Müssen gleich Hormone verordnet werden?
Aufgrund der Tatsache, dass den Ärzten immer weniger Zeit bleibt ihren Patienten/innen zuzhören und sich ein Gesamtbild zu verschaffen, führt dazu, dass oft Diagnostik nach Schema “F” gemacht wird. Dank dieses Buches kann man sich selbst ein vielfältige Wissen zu den Vorgängen im eigenen Körper und den Möglichkeiten zur Beahndlung beschaffen. Das hat den Vorteil, dass man sich zwar nicht selbst diagnostizieren sollte, aber doch mit einigen “Ideen” seinem Arzt/Ärztin gegenüber zu treten und die knappe Zeit dann gemeinsam für vernünftige gemeinsame Lösungen zu nutzen.
Allein die Tatsache, dass ich nun einige Symptomatiken diesem Lebensabschnitt zuordnen kann (bspw. weniger Stressresistenz oder depressive Verstimmungen), führt bei mir zu einer Erleichterung und zur Entspannung. Die beiden Ärtzinnen schaffes es sehr gut, neben ihrem Fachwissen auch ihre Ansichten als Frauen, die selbst in diesem Geschehen sind, einfliessen zu lassen. Besonders gut gefällt mir die Vielfalt der Behandlungs- und Betrachtungsmöglichkeiten, die in diesem Buch vorgestellt werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es ?
Hormontherapie
Klassischerweise heißt es ja oft, Du musst Hormone nehmen und dann klappt geht es wieder. Schön ist, dass hier zunächst die einzelnen Hormongruppen erklärt und ihr filigranes Zusammenspiel erläutert werden. Hier werden sehr viele unterschiedlich Tipss gegeben, wie man dieser Zeit begegnen kann. Im Rahmen von einer Hormontherapie werden hier die Unterschiede zwischen “Synthetisch und konjugierten Hormonen”, “Hormonersatztherapie (HRT)” und der neueren Hormonersatztherapie mit bioidentischen Hormonen (BHT)” vorgestellt und erklärt.
Phytoöstrogene
Planzenstoffe, die hormonähnliche Wirkung haben, können über die Nahrung zugeführt werden wie bspw. Soja, Hopfen, Mönchpfeffer oder Leinsamen. Weiterhin fällt auch dem Vitamin D eine große Rolle im Zusammenspiel der Hormone zu.
Themenschwerpunkte rund um eine Veränderung
Es gibt weiterhin ein Kapitel zum Thema Gewichtzunahme und wie damit umzugehen ist. Schön finde ich dass hier viele Alternativen vorgestellt werden, für die man sich, je nach individuellem Geschmack, entscheiden kann, wie zum Beispiel Hormonyoga oder Meditation.
Selbstverständlich gibt es auch Kapitel zum Thema Schilddrüse und zur Hashimoto-Erkrankung.
Interessant und leider algemein deutlich zu wenig beachtet, finde ich das Kapitel über “Hormonmanipualtion von Außen- Endokrine Disruptoren“, dass sich mit dem Hormoncoktail befasst, dem wir durch Nahrungsmittel in Plastikverpackungen und Plastik in Kleidung etc. ausgesetzt sind und wie dies unseren Körper schon früh beeinflusst und belasten.
Neben dem Thema Epigenetik wird sich zum Ende des Buches noch dem Thema “Selfcare” gewidmet. Wie kann ich Grenzen setzen, wie kann man den Blick liebvoll auf sich selbst richten.
Neben all dem theoretischen Wissen und der enthaltenen Schaubilder und Fallberichte, gibt es zusätzlich einige Fragbögen, die den eigenen “Status” zu einem bestimmten Themenbereich ermitteln lassen.
Fazit:
Ich bin sehr begeistert von diesem Buch. Nicht nur, dass es sehr umfangreich die unterschiedlichsten Themen anspricht, sondern auch von der Schreibweise der Autorinnen, die offen und herzlich ist. Man hat mit “Midlife Care” ein tolles Buch, dass eigentlich in jedes Bücherregal einer Frau gehören sollte. Mittels des Buches kann man sich ermächtigen und fühlt sich ggf. keinen ärztlichen Diagnosen ausgeliefert, sondern kann aktiv mitbestimmen aufgrund des angeeigneten Wissens. Die Betrachtungsweise sich in einer “Umbruchphase” zu befinden, die nicht ausschliesslich von Beschwerden begleitet ist, sondern viel Potentiale entfalten kann, mag ich sehr. Dank dieses Buches fühlt man sich nicht machtlos einer lebensverändernden Situation ausgeliefert, sondern kann Dinge besser einordnen und selbst aktiv werden.
Eine klare Leseempfelung!
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2 Comments
Kathrin Rania
Juli 29, 2020 at 11:34 amHallo!
Da stolpere ich durch Zufall auf diesen Blog und finde mal wieder eine, die auch Sachbücher vorstellt:) *freu*
Dieses Buch steht auch noch auf meiner Liste, seit ich es in den Neuerscheinungen meiner Bücherei fand. Ich bin zwar erst Ende 30, aber wie du schreibst, beginnen die Wechseljahre ja eigentlich schon viel früher bzw. nicht erst ab 50 und ich finde es immer super, sich mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen.
Ich fand auch das Buch “Natürliche Hormontherapie” zum Thema Körperbewusstsein hier sehr gut.
Liebe Grüße, Kathrin
Fredriksson
Juli 31, 2020 at 11:57 amLiebe Kathrin,
es freut mich, dass Du hier “rein gestolpert” bist:)
Es wird zukünftig aufg jedenfall immer wieder Sachbuchvorstellung geben.
Liebe Grüße
Isabel