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Das Licht ist hier viel heller von Mareike Fallwickl [Rezension]

Buchcover zum 2. Roman von Mareike Fallwickl

„Das Licht ist hier viel heller“ von Mareike Fallwickl
Erschienen am 30.08.2019 bei der Frankfurter Verlagsanstalt
umfasst 380 Seiten

Herzlichen Dank an die Frankfurter Verlagsanstalt für das Rezensionsexemplar!

*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*

Klappentext:

Maximilian Wenger war einer der Großen, ein Bestsellerautor, ein Macher. Jetzt steht er vor einem Scherbenhaufen: Niemand will mehr seine Romane lesen, und seine Frau hat ihn gegen einen Fitnesstrainer eingetauscht. In einer kleinen Wohnung unweit von Salzburg verkriecht er sich vor der Welt. Wengers achtzehnjährige Tochter Zoey plant ihre Zukunft nach ganz eigenen Vorstellungen. Schnell merkt sie, dass sie dabei an ihre Grenzen stößt – und das Erwachsenwerden mit Schmerz verbunden ist. Dann bekommt Wenger diese Briefe. Obwohl sie an seinen Vormieter adressiert sind, öffnet er sie, und es trifft ihn wie ein Schlag: Sie sind brutal und zart, erschütternd und inspirierend. Wer ist die geheimnisvolle Fremde, die von flüchtigem Glück, Verletzungen und enttäuschter Hoffnung erzählt? Was Wenger nicht weiß: Auch Zoey liest heimlich in den Briefen. Sie hat etwas erlebt, das sich in diesen wütenden Worten spiegelt. Beide, Vater und Tochter, werden an einen Scheideweg geführt, an dem etwas Altes endet und etwas Neues beginnt.

Der erste Roman von Mareike Fallwickl „Dunkelgrün dass schwarz war eines meiner Jahreshighlights in 2018. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich ihren neuen Roman mit in den Urlaub nehmen konnte. Ich war natürlich gespannt, ob er mich wieder so begeistern könnte.

So hat es mir gefallen:

Am Anfang des Buches lernen wir „den Wenger“ kennen. Einst ein gefeierter Autor, steht er nun vor den Scherben seiner Existenz, umsorgt von der Schwester und scheinbar den Anschluss an das „moderne Leben“ verloren. Eigentlich möchte man gar nicht so tief in den Kopf von ihm schauen und doch ist man gleich in der Ambivalenz zur Hauptfigur gefangen. Mitleid und auch Abscheu lassen einen in einer fast schon voyeuristischen Art weiterlesen.

Dann lernt der Leser Zoe kennen, Wengers junge Tochter, die bei seiner Exfrau lebt und mit ihren Gefühlen kämpft. Stück für Stück „gräbt“ man sich beim Lesen mehr in die Familie Wenger ein, die Tochter, der Sohn, die Exfrau und der neue Mann an deren Seite. Das dysfunktionale Familiengefüge wird mehr und mehr seziert und doch ist man in der Lage mit jeder Person ein Stück weit Mitgefühl zu empfinden.

Gleich hier im ersten Drittel des Romans, wird Mareike Fallwickls Erzähltalent offensichtlich. In einer herrlich teils ruppigen und wahrhaftigen Sprache, werden die Personen zum Leben erweckt und der Leser fiebert und leidet mit.

Zum Teil in alten Mustern gefangen und doch immer auf der Suche nach dem Ausweg, nach dem Glück treiben die Charaktere die Handlung voran. Eine wichtige und interessante Komponente bringen die Briefe einer Frau, die in Wengers Briefkasten landen, in die Geschichte. Wenger beginnt, verbotenerweise, diese zu lesen und taucht damit in das Schicksal dieser Frau ein, die einst in seiner jetzigen Wohnung gelebt hat. Zoey beginnt ebenfalls heimlich dieses Briefe zu lesen. Und sie werden zu einer Art unsichtbaren Verbindungselement für Vater und Tochter und letztlich zur neuen Karrierechance für den schon fast aufgegebenen Schriftsteller.

Diese Briefe erzählen von Unterdrückung, Angst und Machtmissbrauch. Das Ungleichgewicht der Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau. Nicht nur im Schicksal der Briefeschreiberin dargestellt, sondern auch in dem was Zoe widerfährt und letztlich in den eigenen Handlungen Wengers. Das Thema wird vin verschiedenen Varianten betrachtet und erschüttert. Großartig, wie es in die gesamte Geschichte “verpackt” wurde!

„Wenn die Sätze im Buch plötzlich die Sätze sind, nach denen man gesucht hat so lange schon, die man nicht aussprechen konnte, an denen man sich abgearbeitet hat, um am Ende doch stumm zu bleiben. Es ist ein gutes Buch, wenn es durch alle Schichten schneidet, die man angehäuft hat, damit niemand sieht, wie nackt man in Wahrheit ist, wie allein.“

Es ist einfach großartig in welcher Vielschichtigkeit Mareike Fallwickl schreiben kann. Ich mag Ihren „ruppigen“ Stil die Art und Weise die Dinge beim Namen zu nennen. Sie schaut genau hin und die Figuren bekommen diese authentische Tiefe, so dass sie einem lange über das Ende des Buches im Gedächtnis bleiben. Ich konnte förmlich die Stimmen der Charaktere „hören“ und sie lassen einen auch nach dem Roman nicht gleich „in Ruhe“.

Fazit:

„Das Licht ist hier viel heller“ ist ein großartiger Roman, vielschichtig, menschlich und mit wichtigen Themen, die genau so angesprochen werden sollten. Für mich eine klare Leseempfehlung!

…und natürlich dieses wunderschöne Buchcover!-Ich freu mich jetzt schon auf alles weitere was da noch kommt!

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