” Vier Schwestern” von Joanna King
übersetzt von Juliane Zaubitzer
erschienen im Februar 2018 im Mare Verlag
umfasst 254 Seiten
Herzlichen Dank an den Mare Verlag, der mir dieses Buch als Rezensionsexemplar überlassen hat!
Klappentext:
Nach langen Jahren der Trennung treffen sich vier Schwestern, um den Sommer gemeinsam in Italien zu verbringen. Doch als eine von ihnen ohne Nachricht verschwindet, erhalten Wiedersehensfreude und Dolce Vita einen schweren Dämpfer. In Stunden der Suche und des Wartens werden die anderen Geschwister unweigerlich auf sich selbst zurückgeworfen und auf eine entscheidende Frage:
Wie gut kennen wir die, die uns scheinbar am nächsten sind?
So hat es mir gefallen:
„ Vier Schwestern“ spielt in der wunderschönen Cinque Terre in Italien. Ich hatte bereits die Möglichkeit in den genannten Orten Urlaub zu machen und konnte somit noch besser in die Atmosphäre dieses aussergewöhnlichen Romans eintauchen.
Das Buch ist wie eine Art Kammerspiel.
Die vier Schwestern treffen nach Jahren wieder zusammen, um in einem kleinen Ort, der mehr oder weniger schwer zugänglich und recht abgelegen ist, verbringen, gemeinsam Urlaub zu machen. Das vertraute Gefühlt der Ursprungsfamilie gepaart mit den Verletzungen und subjektiven Erinnerungen an die Kindheit, prallen aufeinander. Durch die Urlaubssituation und losgelöst von den gewohnten heimischen Strukturen, fallen bei den handelnden Personen die Fassade.
Rose, eine der Schwestern, verschwindet ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Die verbleibenden drei Schwestern, sowie der Ehemann einer von ihnen, bleiben in der gemieteten Wohnung und versuchen herauszufinden wo Rose abgeblieben ist bzw. was passiert ist.
“Das Rascheln der Blätter lag in der Luft, der scharfe Geruch des vertrockneten Rasens unter mir, das frische Salzaroma, und vor meinen Augen nahm die Normalität wieder Gestalt an, wie ein verpixeltes Bild, das sich in seine unverschlüsselte Version auflöst”
Je länger sie nichts von ihr hören und je später es wird, desto ratloser werden sie. Daraufhin prallen die Ängste, Erwartungen und persönlichen Ausprägungen der drei Schwestern aufeinander. Durch die Urlaubssituation und losgelöst von den gewohnten heimischen Strukturen, fällt bei den handelnden Personen schnell die Fassade.
Welche Schwester nimmt welche Rolle im Familiengefüge ein?
Wie stark wirkt in jeder noch die Trennung der Eltern?
Wer stand auf der Seite von Mutter oder Vater nach deren Trennung?
Wer war an der Trennung der Eltern schuld?
Welche Anteile der Beziehung der Eltern schlummern in den eigenen Beziehungen?
Wiederholt man die Fehler der Eltern?
Darf man aus den „ Erwartungen“ der Familie ausbrechen ohne sanktioniert zu werden?
Ist Familie letztlich tatsächlich das unterstützende Element oder lediglich ein vertrauter Ort, an dem die Hemmschwelle für gegenseitige Verletzungen nicht vorhanden ist?
All diese Fragen stellen sich in diesem wunderbaren Roman, der ruhig, trotzdem spannend und stellenweise sehr poetisch erzählt ist.
Vor dem Verschwinden der Schwester, stellt sich das eigene Lebenskonzept der ” Zurückgebliebenen” ebenso in Frage.
Auch nachdem sich die Ungewissheit etwas gelüftet hat, bleiben die Zweifel, das “Richtige” zu tun. Der Urlaub der Schwestern ist fast wie eine Art ” Retreat” zu sehen.Die Prozesse der Kindheit leben unterschwellig neu auf und die Ausrichtung und stellenweise Loslösung beginnt.
” Die Gräser am Strassenrand bilden einen tiefen Dschungel aus vielen Schichten. Atme die Nacht. Es kommt nicht oft vor, dass ich mich so leicht fühle. Es kommt nicht oft vor, dass die Vergangenheit so wenig Macht über mich hat. Ich besitze die Gegenwart.”
Für mich ist ” Vier Schwestern” ein wunderbarer Roman, der zum Nachdenken anregt.
Es ist der Debutroman von Joanna King, die in Neuseeland geboren wurde und schon als Drehbuchautorin arbeitete.
Besonders gut hat mir, neben dem tollen Cover, insbesondere der Sprachstil gefallen, der sicher auch Dank Juliane Zaubitzer in der Übersetzung wunderbar umgesetzt wurde. Der Stil ist stellenweise poetisch und nimmt den Leser auf eine Reise mit allen Sinnen mit.
Ein klare Leseempfehlung!
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2 Comments
Konzi von Lagoonadelmar
März 2, 2018 at 12:08 pmHuhu,
lieben Dank für Deine Rezi 🙂
Sehen wir uns eigentlich in Leipzig?
Liebe Grüße
Konzi
Fredriksson
März 2, 2018 at 2:12 pmHallo Konzi,
leider nicht. Ich schaffs diese Jahr nicht, obwohl ich Leipzig als Stadt so mag.
Kommst Du wieder nach Frankfurt im Herbst?
Liebe Grüße
Isabel