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“Ein Raum zum Schreiben” von Kristin Valla

“Ein Raum zum Schreiben” von Kristin Valla

übersetzt von Gabriele Haefs

erschienen am 21.03.2025 im Mare Verlag

umfasst 272 Seiten

*Vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*

Herzlichen Dank an den Mare Verlag und Netgalley Deutschland  für die Bereitstellung des Leseexemplars!

 


Klappentext:

Obwohl sie mit dreißig mehrere international beachtete Romane veröffentlich hat, stellt Kristin Valla mit Anfang vierzig fest, dass niemand – nicht einmal sie selbst – sie noch als Schriftstellerin betrachtet. Inzwischen ist sie Mutter geworden, ihr ehemaliges Arbeitszimmer in der kleinen Osloer Wohnung zum Kinderzimmer, und im Kreise anderer Kreativer fragt schon längst niemand mehr, woran sie gerade arbeitet. So fasst sie den Entschluss, sich den verlorenen Schaffensraum zurückzuerobern, und begibt sich auf zwei parallele Reisen. Die erste führt sie – auf der Suche nach einem eigenen Arbeitsdomizil am Meer – nach Südfrankreich, die zweite auf die Spuren berühmter Literatinnen wie Daphne du Maurier, Selma Lagerlöf, Toni Morrison oder Chimamanda Ngozi Adichie, für die das Recht auf einen eigenen Raum zum Schreiben alles andere als selbstverständlich war.

So hat es mir gefallen:

Eines meiner Lesehighlights im Jahr 2022 war “Das Haus über dem Fjord” von Kristin Valla.

Um so mehr habe ich mich auf ihr neues Buch gefreut. Seit fast zwei Jahren lebe ich nun selbst in Norwegen und ich habe das Gefühl, dass ich die Lebensart der Norweger besser verstehen kann, wenn ich Bücher von norwegischen AutorInnen lese und Histrorie und Denkweise besser nachvollziehen kann.

“Ein Raum zum Schreiben” hat sich direkt nach ein paar Seiten zu einem großartigen Buch entwickelt. Kristin Valla beschreibt, wie sie sich ein Haus im Süden Frankreich kauft, um einen Platz zum Schreiben zu haben. Ein Haus, in das sie sich zurückziehen kann, um an ihren Büchern zu arbeiten, fern ab vom Alltag und der Familie in Norwegen.

Die Vorstellung einen eigenen Space für die eigene Kreativität zu haben und die Realität tatsächlich ein altes Haus zu besitzen klaffen dabei sehr schnell und sehr weit auseinander.

Parallel zu den Ereignissen und Gefühlen, die Sie in dem Haus erlebt, erzählt sie in diesem Buch von Autorinnen, die ebenfalls versuchten sich ihren eigenen kreativen Raum zu schaffen. Dabei wird deutlich, welche großen Anstrengungen diese Frauen in der Vergangenheit machen mussten, wie groß teilweise der Kampf für ihren privaten Bereich war und mit welcher Durchsetzungsfähigkeit diese Autorinnen ausgestattet waren.

Kristin Valla berichtet unter anderem über Alice Walker, George Sand, Chimamanda Ngozi Adichie, Toni Morrison, Agatha Christie, Karen Blixen und einige mehr.

Das Buch ist wirklich etwas ganz besonderes, weil man einerseits mit der Autorin und ihrem Kampf, um das eigene “Schreibzimmer” mitfiebert und gleichzeitig so viel über frühere Generationen von Autorinnen erfährt. Sehr gut recherchiert und wunderbar umangestrengt eingeflochten in den Text.

In “Ein Raum zum Schreiben” geht es nicht nur um das Finden eines tatsächlichen, realen Raum zum Rückzug für das Schreiben, viel mehr geht es um einen persönlichen Raum für Frauen, ausserhalb ihrer verschiedenen Rollen. So erwähnt Kristin Valla, dass bei den meisten Familien die Kinder jeweils ein Kinderzimmer erhalten, um sich entfalten zu können, aber gerade die Mütter oft diesen Space zur Entfaltung nicht mehr haben.

Ich dachte: Ich stecke fest in diesem Hau. Hier gibt es keinen Platz für mich und meine Arbeit. Ich dachte: Ich liebe meine Familie, aber ich liebe auch die Stille, wo die einsamen, unnützen Gedanken wohnen können.

Seite 10

Das Buch beschreibt auch den inneren Konflikt sehr gut, wenn man seinen eigenen Raum einnehmen will, ohne, dass man weiss, wie dieser tatsächlich aussieht. Möglicherweise ist es nur eine fixe Idee und die Realität sieht ganz anders aus? Es ist toll zu lesen, wie Kristin Valla, jedesmal, wenn sie nun in ihr Haus in Frankreich fährt erst einmal weinen muss, weil sie vor diesem Haus in seinem “schlechten” Zustand steht und nicht weiß, ob dass nun genau das ist, was sie eigentlich erträumt hat. Es macht Spass zu erlesen, wie sie und das Haus zusammenwachsen und sich kennenlernen. Das Haus wird sozusagen zum Transformator für sie, um herauszufinden, wer sie ist, wo sie steht und welchem Weg sie tatsächlich eingehen will.

Das Spannungsfeld zwischen Familie und kreativer Arbeit, den Raum sich zu nehmen im zeitlichen Sinne und auch den Raum im eigentlichen Sinn, wird hier sehr gut erzählt.

Immer wenn ich in diese Räume zurückkehrte, war es, als ob sie mir etwas über mich erzählten, was ich selbst vergessen oder gar nicht gewusst hatte. Ein Gefühl, mir selbst zu begegnen und freudig davon überrascht zu sein, wer dieser Mensch in Wirklichkeit war.

Seite 126

Fazit:

“Ein Raum zum Schreiben” ist ein wunderbares Buch, insbesondere für Frauen und Buchliebhaber. Es hat mich sehr begeistert und da ich es bisher nur als Ebook gelesen habe, werde ich es mir noch als Hardcover kaufen, da es auf alle Fälle in mein Bücherregal gehört.

Eine absolute Leseempfehlung!

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