0 In Rezensionen

“Zwei Leben” von Ewald Arenz

Viele hier wissen, dass Ewald Arenz einer meiner liebsten Schriftsteller ist. Umso mehr freue ich mich auf jedes neues Buch was von ihm erscheint.


“Zwei Leben” von Ewald Arenz

erschienen am 13.09.2024 im Dumont Verlag

umfasst 300 Seiten

*Vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*

Herzlichen Dank an Netgalley und den Dumontverlag  für die Bereitstellung des Leseexemplars!


Klappentext:

1971 in einem Dorf in Süddeutschland. 
Als einziges Kind ihrer Eltern gibt es für Roberta keine andere Zukunft als die, einmal die Bäuerin auf dem Hof zu sein. Hier auf dem Land sind Vergangenheitsbewältigung, Kriegsdienstverweigerung, Feminismus, Popkultur und Miniröcke nichts, womit man sich beschäftigt. Hier zählen Arbeit, Gehorsam und moralisches Verhalten. Doch Roberta träumt davon, eigene Kleider zu entwerfen, auch wenn sie genau weiß, dass das ein Traum bleiben wird. Zugleich liebt sie ihren Hof und die körperliche Arbeit in der Natur, in der sie sich zu Hause fühlt. Und dann gibt es da noch den Pfarrerssohn Wilhelm, ihren Freund aus Kindertagen. Die beiden verlieben sich ineinander.
Wilhelm ist nicht nur für Roberta der Grund, im Dorf zu bleiben. Auch seine Mutter Gertrud bleibt wegen ihres Sohnes. Im Gegensatz zu Roberta hasst sie das Landleben und wünscht sich nichts mehr, als weggehen zu können, hinaus in die Welt. 
Bald sind beide Frauen gezwungen, ihr Leben zu überdenken und Entscheidungen zu fällen, die nicht nur für sie alles verändern.

So hat es mir gefallen:

Bei “Zwei Leben” brauchte ich tatsächlich etwas, um in die Geschichte rein zukommen. Roberta war für mich zunächst ein etwas sperriger Charakter. Sie kommt von ihrer Lehre als Schneiderin zurück in das süddeutsche Dorf, auf den elterlichen Bauernhof, und fügt sich “brav” wieder ein, in das was von ihr verlangt wird. Dabei ist sie fast schon dabei ihre Träume, als Schneiderin/ Designerin arbeiten zu wollen, abzulegen und den vorgezeichneten Weg zu gehen.

Glücklicherweise trifft sie den Pfarrerssohn Wilhelm, mit dem sie seit Kindertagen befreundet ist und es entwickelt sich eine zarte Liebe.

So sehr wie Roberta im Dorf und auf dem Hof verankert ist und ihre Wurzeln kaum in Frage stellt bzw. keinen Ausweg darin sieht, das vorgezeichnete Leben zu führen, das Generationen ihrer Familie geführt und erfüllt haben, so wenig gilt das für Wilhelms Mutter Gertrud.

Gertrud kommt aus der Stadt, aus Hamburg. Sie konnte sich, seit sie ihrem Mann in die kleine Gemeinde in Süddeutschland gefolgt ist, nie in diesem Dorf integrieren. Sie versteht die Menschen nicht richtig und fühlt sich “eingesperrt”. Durch einen Schicksalsschlag werden in dem Roman die Leben von Roberta und auch von Gertrud sozusagen gegenübergestellt. Beide Frauen müssen ihre Lebensausrichtung hinterfragen und einen Weg für die Zukunft finden.

An dieser Stelle sei eine Triggerwarnung ausgesprochen zum Thema früher Tod und auch Abtreibung.

Für mich ist der Charakter von Robertas Großvater sehr gelungen. Obwohl von der alten Generation, kann er Robertas Wünsche gut nachvollziehen. Er offenbart ihr ein Geheimnis, was sein Leben in früherer Zeit ebenfalls zum Wanken gebracht hat und berichtet ihr, dass er sich damals den Vorgaben gefügt hat.

Der Großvater ist eine große Stütze für Roberta und hilft ihr in kleinen Stücken ihren eigenen Weg zu gehen.

Auch Gertrud muss einen großen “Umweg” gehen, um zu erkennen, was ihr wirklich wichtig ist und wie schwierig auch ihre Situation als Frau in dieser Zeit ist.

Der Roman ist im Jahr 1971 verankert ( meinem Geburtsjahr ;)). Man bekommt einen guten Eindruck, wie die Situation zu dieser Zeit gerade im ländlich Raum war. Wie schwierig es für Frauen noch war ihren eigenen Weg zu finden und ihn auch wirklich gehen zu können.

Obwohl ich einige Seiten gebraucht habe, um mich in den Roman einzufinden, fliesst er dann wieder auf eine besondere Weise.

Manche Lieder sind wie Fenster für mich, dachte sie. Wie Fenster in ein Leben, das ich nicht führe, und ich stehe in der Öffnung, lehne mich an den Rahmen und sehe sehnsüchtig hinaus.

Fazit:

Wieder einmal ist es Ewald Arenz gelungen eine besondere Geschichte zu erzählten. Ein Roman über zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und doch verbunden sind. Und ein Roman über eine Zeit, die eigentlich noch gar nicht so weit weg zu sein schein, aber dennoch bereits über 50 Jahre her ist und zeigt, wie stark sich glücklicherweise die Möglichkeiten für Frauen ein selbstbestimmtes Leben zu führen verbessert haben.

Auch diesmal eine große Leseempfehlung!

Weitere Bücher des Autors:

Loading Likes...

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply