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“Menschlichkeit in Zeiten der Angst” von Julia Leeb

Buchcover_Julia Leeb

Im Sonntagstalk mit Bärbel Schäfer bei HR3 habe ich ein Interview mit Julia Leeb gehört. Dieses hat mich so beeindruckt, dass ich mir direkt Ihr Buch gekauft habe.

Julia Leeb ist Fotojournalistin und berichtet aus den gefährlichsten Gebieten der Welt. Sie arbeitet als freischaffende Journalistin, was für sie wichtig ist, um ergebnisoffen zu recherchieren. Genau dies macht auch ihren Blick auf die Weltgeschehnisse aus, der mich tief beeindruckt hat.


“Menschlichkeit in Zeiten der Angst- Reportagen über die Kriegsgebiete und Revolutionen unserer Welt”

von Julia Leeb

erschienen am 18.01.2021 im Suhrkamp Verlag

umfasst 234 Seiten


So hat es mir gefallen:

Im Buch begleitet man Julia in die verschiedensten Länder und in extremste Situationen. Gerade dann, wenn es schwer erträglich wird, gelingt es ihr den Blick zu öffnen und nicht mit Wut und Hass auf die Geschehnisse zu blicken, sondern noch ein Stück weiter. Sie gibt den Menschen ein Gesicht oder eine Stimme, die trotz des Chaos, was herrscht, den Mut und die Kraft nicht verlieren und „das Gute“ versuchen voranzubringen.

Alles beginnt 2011 in Libyen, in der Wüste. Dort gelingt es Julia Leeb nur mit viel Glück dem Tod zu entkommen. Immer im Hinterkopf, dass sie als Frau in besonders großer Gefahr schwebt, berichtet sie unermüdlich vom Umbruch in den Ländern und versucht „beide Seiten“ der Konflikte zu ergründen. Die dabei erlittenen Traumata gehören zu ihrem Job dazu und bremsen sie nicht in ihrem Bestreben, den Menschen und Regionen, die vermeintlich medial nicht interessant sind eine Stimme und ein Bild zu geben. 

„Mich plagen die Bilder, die sich in meinem Kopf festgesetzt haben, aber noch mehr empört mich die Ungerechtigkeit der Welt. Das skrupellose Menschen mit ihren Entscheidungen unzählige unschuldige Opfer in Kauf nehmen. Eineige meiner Sollen wirken auf mich inzwischen regelrecht abgestumpft; für sie zählenden paar Tote mehr oder weniger nicht, vielmehr betrachten sie sie als bedauerlichen, aber unvermeidlichen „Kollateralschaden“ eines jeden Krieges.“

Seite 125

Neben Ihren Reisen nach Libyen und Ägypten, begleitet man sie “lesend” noch nach Nordkorea, in den Kongo, in den Südsudan und nach Transnistrien (das mir vorher überhaupt nicht bekannt war). Beim Lesen merkte ich, dass mir die ein oder anderen Konflikte/ Regionen in dieser Form überhaupt nicht bekannt waren. Ich mochte sehr, dass man so viel über die Länder und Menschen erfahren hat und auch über geschichtliche und politische Hintergründe. Ich habe defintiv einiges dazu gelernt. Als LeserIn taucht man mit ein in die fremden Kulturen und Regionen, die Lebensumstände und Absurditäten. Die Gewalt und Ungerechtigkeiten bringt einem zum verzweifeln und macht stellenweise wütend und hilflos.

Ich bin sehr dankbar, dass solche Menschen wie Julia Leeb, unter Einsatz ihres eigenen Lebens und unter der Bewahrung ihrer Menschlichkeit über diese Themen berichtet. Auch wenn es fast wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirkt, so ist es doch mehr als notwendig, dass der Fokus auf Regionen gelegt wird, die von der „großen Politik“ nicht beachtet werden oder für diese uninteressant erscheinen, um ihnen Sichtbarkeit verschaffen und hoffentlich Änderungen hervorzurufen.

Fazit:

“Menschlichkeit in Zeiten der Angst” kann ich jedem nur ans Herz legen. Ein besonderes Buch von einer außergewöhnlichen und mutigen Frau. Es bedarf noch viel „Arbeit“, damit wir als Menschheit friedlich zusammen leben, wir sollten trotzdem die Hoffnung nicht aufgeben.

Eine große Leseempfehlung, die mir oft die „Luft abschnitt“ und mich stellenweise fassungslos und traurig machte. Meinen größten Respekt an Julia Leeb für Ihren Mut und ihre Menschlichkeit!

Wer schon mal in den Podcast reinhören möchte:

https://www.hr3.de/podcasts/sonntagstalk/hr3-sonntagstalk-julia-leeb-ueber-ihre-erfahrungen-als-fotojournalistin-an-den-gefaehrlichsten-orten-der-welt,podcast-episode-85356.html

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