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“Vaters Wort und Mutters Liebe” von Nina Wähä

“Vaters Wort und Mutters Liebe” von Nina Wähä

erschienen am 22.06.2020 im Heyne Verlag

Aus dem Schwedischen von Antje Rieck-Blankenburg

Originaltitel: Testamente

umfasst 544 Seiten

*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung* Herzlichen Dank an den Heyne Verlag  für die Bereitstellung des Leseexemplars!


Klappentext:

Ein Hof im finnischen Tornedal ist das Zuhause der vierzehnköpfigen Familie Toimi. Siri, die Mutter, ist eine sanftmütige Person, der das Wohl ihrer Kinder am Herzen liegt. Ganz im Gegensatz zu Pentti, dem herrischen Vater, um den alle lieber einen Bogen machen. Einige der zwölf Kinder haben bereits Reißaus genommen und sind nach Stockholm, Helsinki oder sogar Zypern gezogen, doch das Band und die Liebe zwischen den Geschwistern und der Mutter ist so stark, dass sie immer wieder zurückkehren. So auch diesmal, als die Geschwister zu einem Familientreffen nach und nach zu Hause ankommen, voller Erwartung und Vorfreude auf das Wiedersehen. Doch ein erster Zwischenfall trübt bald die Stimmung.


So hat es mir gefallen:

Mit 543 Seiten hat Nina Wähä einen umfangreichen Familienroman geschrieben. Interessant fand ich Ihren Stil den Leser stellenweise direkt anzusprechen und ihm quasi wie eine Art Regisseur/in in das nächste Kapitel einzuführen und vorzubereiten. Die “kleinen” Unterbrechungen führen dazu, dass man immer wieder neugierig wird, wie es weitergeht.

Die Familie Toimi hat zwölf Kinder in den unterschiedlichsten Alterstufen, diese werden in den Kapiteln dann aus der Sicht des jeweiligen Charakters vorgestellt und deren Geschichte und Sichtweise erzählt. Das führt dazu, dass sich ein komplexes Bild der unterschiedlichsten Menschen und deren Zusammenleben innerhalb dieser Familie ergibt. Neben den Kindern werden selbstverständlich die Eltern Siri und Pentti ebenso vorgestellt. Ihre Geschichten reichen bis in ihre Kindheit zurück, was dazu führt, dass der Leser/in einer gewissen Ambivalenz ausgesetzt wird. Pentti, der als Patriarch und fast schon psychopathischer herrischer Vater beschrieben wird, bekommt durch seine eigene Geschichte nochmal andere Facetten. Auch die Umstände (Krieg und Flucht) in denen beide Elternteile aufgewachsen sind und das harte Leben als Bauern, machen beide zu komplexen Personen, die man nicht einfach nur als gut und böse definieren kann.

Durch den Neuanfang der Mutter Siri kommt das bestehende Familienkonstrukt stark ins wanken und die festgelegten Rollen verändern sich, was zu Unmut und auch Befreiung führt. Natürlich geht es hier auch um die klassischen Familienthemen wie, wer ist beliebter, wer erbt was, wer hat das vermeintlich bessere Leben.

Der ganze Roman spielt in Finnland und trägt die Lebensart und teilweise auch düstere Atmosphäre sehr gut. Man nimmt teil an ein bisschen finnischer Geschichte und natürlich auch daran welche Chancen die Kinder haben (oder auch nicht), um sich aus ihrem ursprünglichen Lebensbereich zu befreien und eine andere Art von Leben zu wählen. Alles in allem ist es eher eine düstere bis traurig-raue Geschichte, in der aber auch immer wieder Hoffnung und Neuanfang aufblitzt.

Nina Wähä hat definitiv ein großes erzählerisches Talent, allerdings haben mich englische Einwürfe, die ab und an auftauchen, irritiert und ich fand es “über das Ziel hinausgeschossen”.

Annie fuhr nach Hause. Das heißt, nach Kuivaniemi. Ihr Zuhause was das nicht, that´s for sure.

Auch das Ende fand ich recht unbefriedigend, da die Geschichte so ausladend und umfassend erzählt wurde, war mir das Ende eigentlich zu “banal”. Es hat dem Rythmus des Buches nicht genügt.

Fazit:

“Vaters Wort und Mutters Liebe” ist ein klassischer Familienroman, der gut und umfangreich erzählt ist und in einem Land spielt, von dem man nicht so häufig liest. Mir hat es gut gefallen in das “Finnische” einzutauchen. Das Ende hat mir nicht so gut gefallen, da hätte ich mir einen besseren Abschluss gewünscht. Wer aber gerne etwas über Familendynamik liest, ist hier definit richtig.

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