Es gibt glaube ich keinen besseren Ort, als an der französischen Atlantikküste diesen Roman zu lesen. Als Urlaubslektüre und fast schon im Buchsetting selbst, war für mich “Unsere glücklichen Tage” ein “Glücksgriff”.
“Unsere glücklichen Tage” von Julia Holbe
erschienen am 16.03.2020 im Penguinverlag
umfasst 320 Seiten
*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung* Herzlichen Dank an Penguinverlag für die Bereitstellung des Leseexemplars!
Klappentext:
Lenica, Marie, Fanny und Elsa verbringen einen nicht enden wollenden Sommer an der französischen Atlantikküste. Wie ein Versprechen liegt die Zukunft vor ihnen, so ausgelassen und unbeschwert sind sie, dass sie gar nicht merken, wie das Leben seine Weichen stellt. Als sie sich viele Jahre später wiedersehen, erkennen sie, dass ihre Träume sie noch immer wie eine schicksalhafte Kraft verbinden. Trotz allem, was geschehen ist, seit jenem Abend, als Lenica ihren Freund Sean mitbrachte. Und die unaufhaltbare Geschichte ihren Lauf nahm…
So hat es mir gefallen:
“Unsere glücklichen Tage” ist ein Roman, der mich von Anfang an gefesselt hat. Vielleicht liegt es auch an meinem Alter, dass die Fragen der Vergangenheit wieder präsenter werden und man unwillkürlich überlegt, wie das Leben wohl geworden wäre, wenn man an der ein oder anderen Stelle “anders abgebogen” wäre. Ich habe die Protagonistin Elsa direkt ins Herz geschlossen. Wie sie per Zufall ihre ehemaligen Freundinnen wieder trifft und sie versuchen dort wieder anzuknüpfen, wo sie vor vielen Jahren sich verloren haben und den eigentlichen Grund dafür verdrängt hatten.
Sie kehren zurück zu den Schauplätzen ihrer gemeinsamen Vergangenheit und betrachten das Leben, das sie bis hier hin geführt haben und auch die Träume und Wünsche, die sie einst hatten. Das Schöne finde ich hier, dass die Freundinnen alle in einem Alter sind, in dem sie ihr Leben noch verändern können bzw. es aktiv gestalten können. Sie stehen noch nicht am Ende ihres Weges.
Unwillkürlich reflektiert man die eigene Vergangenheit, sowohl die geführten Beziehungen und als auch die Freundschaften, die einen begleitet haben.
Das Thema Freundschaft
Freundschaft ist eins der großen Themen dieses Buches. Wieviel muss man aushalten in einer Freundschaft? Wo liegen die Grenzen von Abhängigkeiten und Freundschaft? Würde man diese Freundschaften heute gerne wieder haben oder gleichen sie Schatten einer Vergangenheit, in der man ein andere Mensch war? Sind die Freundschaften der Kindheit und Jugend nur ein Reimender an eine vergangene Zeit, in der vieles sich leichter anfühlte oder können sie tatsächlich über ein Leben bestehen?
“Ich fühle mich meistens jung, ohne besonderen Grund, und dann sehe ich plötzlich mein Spiegelbild in einem Schaufenster oder im Aufzug, und ich erschrecke mich, dass ich so alte geworden bin. Diese Diskrepanz zwischen dem, wie man sich fühlt, und dem wie man aussieht, die ist schrecklich.”
“Unsere glücklichen Tage” zeichnet zum einen den letzten Sommer der Jugend auf, der Absprung in das “wahre Leben”, zum anderen spielt die Liebe eine entscheidende Rolle. Elsa trifft nach so vielen Jahren auch wieder auf Sean, der eine wichtige Rolle in diesem letzten Sommer spielte. Und hier wird es dann noch einmal kompliziert. Kann eine Liebe bestehen, wenn der Bedarf an Freiraum bei beiden sehr unterschiedlich ist? Wer steht in Abhängigkeit zu wem? Oder ist die Liebe nur ein Aufglimmen einer Erinnerung aus früheren Tagen?
Die Themen Freundschaft, Liebe und Vergänglichkeit werden hier auf eine wunderbare Weise erzählt. Die Vergänglichkeit und der Tod gehören zum Leben dazu und trotz der Traurigkeit, die man hier definitiv auch mitfühlt, ist doch auch etwas Hoffnungsvolles und sehr Lebensbejahendes in diesem Roman zu finden.
Fazit:
Julia Holbes Roman hat mir sehr gut gefallen. Gerade deshalb, weil er mich dazu gebracht hat all die obere genannten Themen für mich zu hinterfragen und zu überdenken. Ich mochte die sogartige Wirkung der Geschichte und auch die traurigen und leisen Untertöne.
Eine klare Leseempfehlung!
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