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“Und jetzt bin ich hier” von Jessica Andrews

Buchcover

“Und jetzt bin ich hier” ist ein Buch, was ich wahrscheinlich auf grund des Covers nicht unebdingt gelesen hätte. Was für ein Glück, dass ich mich nicht habe Abhalten lassen…


“Und jetzt bin ich hier” von Jessica Andrews

erschienen am 01.04.2020 bei Hoffmann und Campe

übersetzt von Anke Burger

umfasst 336 Seiten


*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*

Vielen Dank an Netgalley Deutschland und Hoffmann und Campe für das Rezensionsexemplar!

Klappentext:

Lucy ist wie so viele junge Frauen, die ihren Schulabschluss frisch in der Tasche haben und in die Städte dieser Welt ausströmen: neugierig, was die Zukunft wohl bringt, voll Hunger nach Leben, beflügelt – und auch ein bisschen überfordert. Zwischen Uni und Nebenjob gibt sie sich in London dem Rausch der Großstadt hin, trifft sich mit Männern, tanzt die Nächte durch. Doch die Vergangenheit lässt sie nicht los: Die Trennung ihrer Eltern und die Herkunft aus der Working Class haben aus ihr einen vorsichtigen Menschen gemacht. Der pralle Alltag und die alles überstrahlende Euphorie fordern zudem ihren Tribut. Als Lucys Großvater stirbt, nutzt sie die Chance und steigt aus: In seinem Cottage an der irischen Küste betrachtet sie das Mosaik ihres Lebens und versucht herauszufinden, wo ihr Platz im Leben sein könnte. Ein schillernder, sinnlicher und herzergreifend ehrlicher Roman über eine junge Frau in einer Welt voller Erwartungen und Begehrlichkeiten.


So hat es mir gefallen:

Selten gibt es Bücher, die bereits über die Besonderheit der Sprache begeistern.

Jessica Andrews Roman gehört definitiv zu dieser Kategorie. Anfangs hat mich der Stil kurzzeitig etwas irritiert, allerdings entwickelt „Und jetzt bin ich hier“ schnell eine sogartige Wirkung und man kommt in einen wunderbaren „Lesefluss“.

Als Leser/in befindet man sich quasi im Kopf von Lucy und somit sind die Kapitel oft sehr kurz und man hat tatsächlich das Gefühl „mitzudenken“. Der Roman wird in einer Form erzählt, wie die meisten Menschen sich erinnern, in phrasenhaften Teilen, die in die Vergangenheit springen und wieder zurückhüpfen in die Gegenwart. Gleichzeitig wird dadurch ein komplexes Bild von Lucy´s Leben erzählt, über ihre Ängste und Themen, die sie über ihre Kindheit hinaus begleiten. Ich finde diesen Erzählstil wunderbar lebensnah und wertfrei.

Man erfährt dadurch, wie die familiäre Situation aus Lucy´s Kindheit sie stark geprägt und gleichzeitig im immer noch fesselt. Wie die „Verheißungen“ der Großstadt sich auch nur als „Seifenblasen“ darstellen und wie schwer es ist, ihr eigenes Selbstbild und Selbstverständnis aufzubauen ohne die eigenen Herkunft zu verleugnen.

Den eigenen Weg in ein Erwachsenes „Ich“ zu finden, sich mit seiner Herkunft zu versöhnen und den eigenen Lebensentwurf zu leben ohne sich von vermeintlichen „externen Idealen“ beeinflussen zu lassen, ist Thema dieses Romans.

Lucy erlebt nach dem Tod des Großvaters und der Rückkehr zu einem kleinen Dorf in Irland, wie sie zurück zu ihrem Weg findet. Wieviel ihr die Freiheit und die „Echtheit“ dort geben und sie sich selbst wahrnehmen kann und letztlich wieder ein Stück Heimat findet.

„Hier, am Rand der Welt, sieht es ganz und gar nicht grau aus. das Land ist braun und golden, brutal und schockierend rot. Früher dachte ich immer, Städte wären der Mittelpunkt der Welt, aber hier gibt es eine Kraft, etwas Uraltes, tief im moorigen Boden, von dem ich vorher nichts geahnt habe.“

Parallel dazu thematisiert „Und jetzt bin ich hier“ auch die Schwierigkeit sich ein „anderes“ Leben aufzubauen, als dass was einem die Herkunft vorgibt und wieviel mehr Anstrengung und innere Stärke es braucht, mit dieser Diskrepanz klar zu kommen.

„Um den Ansprüchen anderer gerecht zu werden, habe ich mich so verdreht und verrenkt, dass ich meine natürliche Haltung total vergessen habe.“

Fazit:

Jessica Andrews ist hier ein phantastischer Roman über das „Erwachsen werden“ oder auch „Erwachsen sein“ gelungen. Die wunderbare kräftige und poetische Sprache trifft so oft ins Herz und macht etwas mit dem Leser/in.

„Und jetzt bin ich hier“ ist ein Buch, das nachwirkt, das einen beschäftigt und das definitiv mit einer großartigen Sprache und Erzählform überzeugt.

Hier auch ein großes Kompliment an Anke Burger, die mit der Übersetzung einen besonderen „Geist“ gezaubert hat.

Eine klare Leseempfehlung!

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