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“Eine ganze Welt” von Goldie Goldbloom

Im letzten Jahr habe ich „Unorthodox“ gelesen und später auch auf Netflix die Serie dazu angesehen. Die Geschichte von Deborah Feldmann hat mich fasziniert. Diese tiefen religiösen Regeln einer Gemeinschaft von Menschen, die über Jahrzehnte unabhängig von der Außenwelt bestehen, haben mich einerseits fasziniert und gleichzeitig erschüttert.


“Eine ganze Welt von Goldie Goldbloom

erschienen bei Hoffmann und Campe am 02.03.2021

umfasst 288 Seiten

*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*

Herzlichen Dank an Hoffmann und Campe und  Netgalley für die Bereitstellung des Leseexemplars!


Klappentext:

Eine Frau am Wendepunkt. Ein Geheimnis, das sie von allen trennt, die ihr wichtig sind. Und die Möglichkeit, mit viel Verständnis füreinander Brücken zu schlagen. Surie Eckstein erfüllt ihr Leben als Oberhaupt einer Großfamilie. Sie erwartet gerade ihr erstes Urenkelkind, als eine Katastrophe eintritt – oder ist es ein Gottesgeschenk? Mit 57 Jahren ist sie noch einmal schwanger – mit Zwillingen! Plötzlich fühlt sich Surie, in der chassidischen Gemeinde von Brooklyn hochangesehen und ständig von Menschen umgeben, völlig allein. Nicht einmal Yidel, der nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihr bester Freund ist, wagt sie sich anzuvertrauen, so groß ist ihre Scham. Denn was sollen bloß die Leute denken? Zum ersten Mal stellt Surie die starren Regeln infrage, die ihr ganzes Leben geprägt haben.

Auch in „Eine. Ganze Welt“ von Goldie Goldblum geht es wieder um die Glaubensgemeinschaft der Chassidischen Juden in Williamsburg. Allerdings setzt diese Geschichte hier „später“ im Leben der Protagonistin an. Surie ist 57 Jahre alt und wird damit konfrontiert schwanger mit Zwillingen zu sein. Sie verfällt in eine Art Schockstarre und ist nicht in der Lage es ihrem Mann oder irgendjemanden aus der Familie zu erzählen. Die Angst vor negativen Auswirkungen auf ihre Familie und die Heiratsfähigkeit ihrer Kinder ist zu groß.

Aus der Not heraus, entwickelt sie eine Art „Freundschaft“ mit der Hebamme, die sie im Krankenhaus betreut. Diese ist immer wieder verwundert über die Chassidischen Frauen, die in die Klinik kommen, in eine für sie gefühlte andere Welt. Gleichzeitig ist sie fasziniert von dem tiefen Glauben dieser Frauen. Surie beginnt im Krankenhaus heimlich zu arbeiten und als Übersetzerin zu fungieren und kleinere Tätigkeiten als Pflegekraft zu übernehmen. Es führt dazu, dass sie zu Wissen über ihren Körper gelangt, dass ihr eigentlich verboten ist. Sie gerät immer mehr in ein Spannungsfeld zwischen den Welten und betrachtet auch die Ereignisse der Vergangenheit unter anderen Gesichtspunkten.

Auch die Hebamme lernt von Surie die Gemeinde anders kennen und wird mit den wichtigen Aspekten des Miteinander konfrontiert, die so in der „wirklichen“ Welt fast nicht mehr vorhanden sind. Wie bspw. dass die Alten und Kinder im Familienverbund versorgt werden und kein Familienmitglied in ein Heim muss, sondern bis zum Tod behütet und begleitet wird durch die Traditionen.

Schnell wird klar, es gibt hier kein eindeutiges „Richtig“ oder „Falsch“ in der Lebensweise. Dennoch werden auch die schwierigen Aspekte der starken „Frömmigkeit“ dargestellt, wie bspw. die Rolle der Frauen, der Umgang innerhalb der Gemeinde mit Missbrauchsvorwürfen oder das Umgehen mit Homosexualität. 

Der Roman ist getragen von dem Spannungsfeld in dem Surie sich bewegt. Wie wird sie sich entscheiden, wird sie ihrer Gemeinde den Rücken kehren und ggf. nochmal ein neues Leben beginnen? Wie wird es für sie in diesem hohen Alte Zwillinge zu bekommen und wie wird sich das auf ihre Familie auswirken?

Fazit:

Ich mochte das Buch und den Schreibstil sehr. Die Sprache und Erzählkraft von Goldie Goldbloom zieht die LeserInnen in die Geschichte und lässt sie staunen, wundern und mitfühlen. Surie ist eine großartige Protagonistin mit einem großen Lebenserfahrungsschatz und einer Sicht auf die Dinge, die immer noch Flexibilität zulässt. Besonders gut gefallen hat mir, dass es zum Ende hin keine konstruierte Auflösung oder Happy End gab, sondern ein der Geschichte sehr gerecht werdendes Ende, was lebensnah ist. Für alle, die „Unorthodox“ mochten eine große Empfehlung!

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2 Comments

  • Reply
    Silvia
    März 16, 2021 at 9:37 am

    Das hört sich wirklich gut an. Diese Welt ist mir fremd (außer aus Büchern). Von der Autorin habe ich auch noch nie gehört. Aber da werde ich auf alle Fälle mal nach Ausschau halten und reinlesen. Danke für den Tipp!
    Liebe Grüße
    Silvia

    • Reply
      Fredriksson
      März 19, 2021 at 8:07 am

      Liebe Silvia,
      die Autorin kannte ich vorher auch noch gar nicht, aber ich mochte ihre SChreibweise sehr. Falls Du es liest, wäre ich gespannt, wie es Dir gefällt.
      Liebe Grüße
      Isabel

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