Wenn ich am Strand spazieren gehe und über die Weite des Meeres hinaussehe, dann kann ich mich ziemlich gut entspannen. Alle vermeintlichen Probleme treten in den Hintergrund und erscheinen gar nicht mehr so “erdrückend”. Leider wohne ich bisher noch nicht am Meer. Warum das so ist und warum das ziemlich vielen Menschen so geht, darauf habe ich mir in diesem Buch eine Antwort erhofft.
“Blue Mind- wie das Wasser uns glücklicher macht” von Wallace J. Nichols
erschienen am 13.10.2020 im Hirzel Verlag
umfasst 320 Seiten
*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*
Vielen Dank an den Hirzel Verlag für das Rezensionsexemplar!
Klappentext:
Flüsse, Seen und das Meer ziehen uns magisch an. Instinktiv wissen wir, dass Wasser uns gesund und glücklich macht, Stress reduziert und Ruhe bringt. Doch warum eigentlich? Dieser Frage ist der Meeresbiologe Wallace J. Nichols nachgegangen, dessen Leben von der Liebe zum Blauen Planeten geprägt ist. Antworten lieferten ihm Neurowissenschaft, Evolutionsbiologie und Medizin. Die bemerkenswerten Auswirkungen von Wasser auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sind tatsächlich belegbar. Die Forschung zeigt, wie die enge Beziehung zum Wasser das menschliche Gehirn formt. »Blue Mind« verbindet wissenschaftliche Fakten mit persönlichen Geschichten rund um die große Faszination für das Wasser in einem im besten Sinne erzählenden Sachbuch.
So hat es mir gefallen:
Ein Buch über die Faszination von Wasser auf den Menschen und die Hintergründe dazu, fand ich ziemlich interessant. Wallace J. Nichols hat in diesem Buch versucht die Hintergründe dieser Faszination zu beleuchten und die unterschiedlichsten Aspekte unter die Lupe genommen bzw. die entsprechenden Studien vorgestellt. Und hier startet auch bereits mein Problem, dass ich mit der Lektüre des Buches immer mehr entwickelt hat. Ja, es handelt sich um ein Sachbuch und man kann möglicherweise kein Buch erwarten, dass einen so direkt mitreisst. Allerdings wurde dieses Buch so konzipiert, dass in jedes Kapitel eine kleine persönliche Einführung geschrieben wurde und dann Studien und Menschen, die in dem jeweiligen Segment arbeiten bzw. forschen vorgestellt werden. Der Anhang mit 39 Seiten “Fussnoten”- spricht hier für sich.
BlueMind und Wasser mit uns macht
Wallace J. Nicholls hat eine sogenannte “Blue Mind” Bewegung geschaffen und arbeitet als Meeresbiologe. Mit seiner BlueMind-Bewegung versucht er bei den Menschen ein besseres Bewusstsein für Wasser zu schaffen, um letztlich den Planeten zu schützen. Sein Ansatz, dass Menschen eher das Schützen was sie mögen, als auf Verbote zu reagieren finde ich absolut richtig.
Er beschreibt
“…auf wie vielfältige Weise uns Wasser guttut- körperlich, kognitiv, sinnlich, finanziell, kreativ, produktiv, spirituell, gesundheitlich-…
Über die “Erkenntnis” das Immobilien direkt am Wasser teuer sind, dass Wassersportarten wie das Surfen bestimmte Suchterkrankungen “ablösen” können, über die Erkenntnis, dass Naturerfahrungen aller Art unserer Psyche gut tun, bis hin zum Schutz der Meere, werden die unterschiedlichsten Aspekte beleuchtet. Dies geschieht je nach herangezogener Quelle in einer gewissen wissenschaftlichen Tiefe, die verständlich und gut lesbar vermittelt wird.
Stellenweise ist es mir jedoch zu “amerikanisiert” und gleichzeitig zu einseitig. So berichtet der Autor zum Ende hin, dass er einem Mann begegnet, der sich später das Leben nimmt. Wallace macht sich Vorwürfe, ob er nicht einfach mit ihm hätte schwimmen gehen sollen oder einen Spaziergang an den Klippen unternehmen sollen. Das war mir dann doch zu einfach gedacht (obwohl er das später noch etwas revidiert). Ich mag diese Art von Geschichten nicht, die dem Zweck dienen “das Thema” zum allgemeinen Heilmittel zu machen.
Spannend hingegen war der Bericht über das “Floating”, dabei liegen Menschen in einem Schwebetank mit körperwarmen Salzwasser und schließlich setzt ein Gefühl von zeitlosem offenen Raum ein.
“Das Floating wird als Behandlungsmethode für eine große Zahl körperlicher, geistiger und emotionaler Leiden angewandt, unter anderem chronischen Schmerzen, Bluthochdruck, motorischen Störungen, Spannungskopfschmerz und Schlaflosigkeit.”
Fazit:
In “Blue Mind” werden eine Vielzahl von Studien zu den unterschiedlichsten Bereichen im Bezug auf Mensch und Wasser vorgestellt. Hier sei vielleicht noch angemerkt, dass, so weit ich es recherchiert habe, das Buch bereits in 2014 veröffentlicht wurde. Somit werden möglicherweise die ein oder andere Studie mittlerweile auch anders bewertet bzw. gibt es neue Erkenntnisse zu den Themen.
Dennoch ist es ein komplexes Werk, dass enorm viele Bereiche des menschlichen Lebens mit der Beziehung und Wirkung des Wassers auf den Menschen beschreibt. Der Autor berichtet häufig auch von den ins Leben gerufenen “Blue-Mind-Tagungen”, sowie zum Ende von der “bluemarbles“- Aktion, die zum Schutz der Welt ins Leben gerufen wurde.
Hier muss ich ihm sehr zustimmen, dass man wohl weniger durch Angst und Unbehagen bei den Menschen ein Umdenken hinsichtlich dem Schutz der Umwelt und der Meere hervorrufen kann, sondern viel mehr die richtige “Geschichte” erzählen muss, um die Menschen zum Umweltschutz zu bewegen.
Wer also gerne mehr über die Auswirkungen von Wasser auf unser Gehirn, unser Nervensystem und unsere geistige Gesundheit wissen möchte, bekommt mit diesem Buch ein breites Spektrum mit wissenschaftliche Erklärungen geboten.
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2 Comments
Kathrin Rania
Dezember 5, 2020 at 10:08 amHey!
Ah, das ist toll, dass du das Buch vorstellst.
Ich habe mit damit auch schon geliebäugelt. Ich bin auch ein Meer-Typ (und weniger Berge…), und vor allem interessiert mich alles, was mit unserem Gehirn und Nervensystem zu tun hat.
Ich war mir allerdings nicht sicher, ob das Buch das richtige für mich ist, ob es inhaltlich in die Tiefe geht. Würdest du sagen, das tut es oder behandelt es das Ganze eher oberflächlich?
Ich habe deine Rezension so verstanden, dass es durch die vielen Studien zwar trocken zu lesen ist, aber schon in die Tiefe geht und viel aus der Forschung vorstellt, oder?!
Allerdings wusste ich auch nicht, dass es von 2014 ist….
Lg, Kathrin
Fredriksson
Dezember 5, 2020 at 5:15 pmLiebe Kathrin, danke für Deinen Kommentar. Ob es wirklich in die Tiefe geht, kann ich Dir gar nicht so genau sagen. Ich beschäftige mich auch schon seit ein paar Jahren mit Erkenntnissen rund um das Gehirn und habe hier jetzt nicht wirklich etwas Neues herauslesen können. Für mich war es eben stellenweise zu „amerikanisch“, zu oberflächlich. Wahrscheinlich empfindet das natürlich jeder unterschiedlich, aber es konnte mich halt nicht begeistern, obwohl ich das Thema an sich extrem interessant finde. Solltest Du es lesen, wäre ich sehr gespannt auf Deinen Eindruck. Liebe Grüße und einen schönen 2. Advent
Isabel