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Im Freibad [Rezension]

Buchcover zu im Freibad

von Libby Page

erschienen am 31.05.2019 bei Ullstein

umfasst 384 Seiten

aus dem Englischen übersetzt von Silke Jellinghaus

* vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*

Dankeschön an Ullstein und Netgalley für dieses Rezensionsexemplar!

Klappentext: Wer sein Leben ändern will, muss auch mal außerhalb der Bahnen schwimmen

Rosemary hat ihr ganzes Leben in Brixton verbracht. Jetzt ändert sich alles, was ihr vertraut ist. Die Bücherei, in der sie gearbeitet hat, schließt. Aus dem Gemüseladen ist eine hippe Bar geworden. Ihr geliebter Mann George ist gestorben. Und das Freibad, in dem sie seit über 60 Jahren jeden Morgen schwimmt, soll Eigentumswohnungen weichen.
Kate fühlt sich einsam in London. Als sie über Rosemarys Freibad für die Zeitung schreiben soll, öffnet sich ihr eine neue Welt. Kate zeigt sich nicht gerne im Badeanzug, aber mit Rosemarys Hilfe überwindet sie ihre Schüchternheit. Kate und Rosemary werden Freundinnen und beschließen, gemeinsam das Freibad zu retten. Denn der Pool ist mehr als ein Ort zum Schwimmen – er ist das Herz der Nachbarschaft.

So hat es mir gefallen:

Zunächst mag ich das Buchcover sehr gerne. Es suggeriert die perfekte Sommerlektüre. Leider muss ich sagen, dass ich mich anfangs etwas schwer getan habe mit der Geschichte. Ich bin nicht gleich so “warm” geworden mir der Protagonistin Kate. Aber das “durchhalten” hat sich sehr gelohnt. Aus dem Artikel, den Kate für ihre Lokalzeitung, über die bevorstehende Schließung des Freibades schreiben soll, entsteht eine herzerwärmende Freundschaft. Über Rosemary, die bereits über 80 Jahre alt ist und ihren Stadtteil Brixton so gut wie noch nie verlassen hat, lernt Kate das Brockwell Freibad kennen. Die beiden Frauen haben das gemeinsame Ziel den Verkauf zu verhindern und werden darüber Freundinnen. Über die Freundschaft hinaus, retten sie sich gegenseitig. Kate, die mit Angstzuständen zu kämpfen hat und sehr zurückgezogen und einsam lebt, erfährt durch die Freibadcommunity Zusammenhalt, Unterstützung und Freundschaft. Rosemary, die nach dem Tod Ihres geliebten Ehemanns keine eigene Familie hat, hat plötzlich wieder eine Aufgabe, die sie teilweise an ihre Grenzen bringt.

Ich möchte auch in Brixton schwimmen gehen…

Die Geschichte um das Freibad ist wirklich herzerwärmend erzählt. Gerade das Miteinander der Menschen, die regelmäßig das Schwimmbad nutzen ist sehr schön zu lesen. Jeder, der das Freibad seiner Heimat jährlich besucht, kennt die Personen die gefühlt immer da sind. Vom Bademeister über den Kioskbesitzer bis hin zu den älteren Damen, die ihre Bahnen schwimmen und immer für ein Schwätzchen zu haben sind. Genau das transportiert Libby Page ganz wunderbar in Ihrem Roman.

Beide Protagonisten haben mit ihrer Einsamkeit zu kämpfen und doch erfahren sie das Schwimmbad und das Schwimmen als Erleichterung und neuen Sinn. Sowohl die körperliche Komponente des Schwimmens, als das Miteinander, die Verabredung bei Wind und Wetter, gibt ihnen Stabilität.

“Sie denkt nicht zum ersten Mal, dass sie erst richtig zu leben begonnen hat, seit sie das Freibad gefunden hat- oder das Freibad sie. Wenn sie in dem kalten Wasser treibt, ist es, als trieben auch ihr Selbstgefühl und ihre Ängste, die damit einhergehen, fort. Sie ist nicht Kate im Wasser, sie ist ein Körper, umgeben und beschützt von Wasser und Himmel.”

Die Enwicklung von Kate und Rosemary sind schön zu verfolgen und ich mochte auch die Lebensgeschichte und die Liebe, die Rosemary mit ihrem Mann erlebt hat. Sie hat etwas bescheidenes und menschliches und zeigt gerade in einer Zeit, in der man das Gefühl hat, dass Status alles ist, wie wenig man braucht, wenn man den richtigen Menschen an seiner Seite gefunden hat. Leicht klingen die Beschwerden des Alterns an und das Problem der Einsamkeit, aber immer sehr empathisch. Zum Ende hin hat mich das Buch so einige Male zu Tränen gerührt, was ich mir anfangs gar nicht vorstellen konnte. Es ist immer schön, wenn ein Roman noch überraschen kann.

Ich mag Libby Page´s Schreibweise gerne und in Ihrem Nachwort erläutert sie kurz, wie sie zu dieser Geschichte kam und was das Schwimmen ihr bedeutet. Das kann man sehr gut aus dem Roman erahnen. Wer selbst gerne schwimmt, findet viele Parallelen, was man dabei empfindet ins kalte Wasser einzutauchen.

Fazit:

“Im Freibad” ist ein charmanter menschlicher Roman, der sich nicht nur im Sommer gut lesen lässt. Er beschreibt das Entstehen von Freundschaften über Atersgrenzen hinweg und die Gemeinschaft, die entstehe kann, wenn man sich für etwas engagiert. Kritik könnte man vielleicht daran üben, dass Angstzustände, wie Kate sie empfindet, nicht so einfach durch Schwimmen und eine Aufgabe verschwinden. Aber sicher ist hier der Ansatz gut gewählt und es handelt sich um einen Roman, der mehr ein erzählerisches Element beinhaltet, als ein therapeutisches.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen und ich freu mich auf weitere Bücher der Autorin.

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1 Comment

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    [Blog Glück] Juni 2019 – Seitenglueck
    Juni 30, 2019 at 11:43 am

    […] ich auch noch ganz bald lesen möchte und nach ihrer Rezension bin ich umso gespannter! Gemeint ist Im Freibad von Libby […]

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