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“Lebensversicherung” von Kathrin Bach

Seit Mitte August ist die Long List des Deutschen Buchpreises veröffentlicht. Ich mag diese Zeit rund um den Buchpreis sehr. Meist kenne ich nur einige der nominierten Bücher und freue mich auf das kleine graue Büchlein, dass mir mit Leseproben hilft, die für mich interessanten Bücher herauszufiltern.

So war es auch in diesem Jahr. “Lebensversicherung” von Kathrin Bach hatte direkt meine Aufmerksamkeit.

“Lebensversicherung” von Kathrin Bach

erschienen am 24.2.2025 bei Voland & Quist

umfasst 240 Seiten

*Vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*

Herzlichen Dank an Voland & Quist und Netgalley Deutschland für die Bereitstellung des Leseexemplars!


Klappentext:

Westdeutsche Provinz in den neunziger Jahren: Fertighäuser auf der einen, traditionelle Höfe auf der anderen Seite des Dorfes. Ein Sportplatz, eine Gastwirtschaft, ein Bäcker, eine Buswendeschleife. Und: ein Versicherungsbüro. Die Ich-Erzählerin in Kathrin Bachs Prosadebüt wird in eine Kaufmannsfamilie hineingeboren. Ihre Eltern führen fort, was die Großväter nach dem Krieg in die aufstrebenden Dörfer brachten: den Verkauf von Versicherungen. Mit dem Geschäft zieht bescheidener Wohlstand ein – aber auch eine über allem schwebende Angst. Denn die nächste Katastrophe ist immer nur einen Anruf entfernt.

So hat es mir gefallen:

Die Ich-Erzählerin in “Lebensversicherung” erzählt, teilweise aus einer kindlichen Perspektive ihr Aufwachsen in einem kleinen hessischen Dorf. Die Eltern sind in zweiter Generation als Versicherungsmakler tätig. Der Fokus liegt dadurch fast täglich auf den kleinen und auch großen Katastrophen, die den Menschen/ Kunden passieren. Die Illusion des perfekten Schutzes (nur durch die richtigen Versicherungen) bringt die Protagonistin ins Wanken, als klar wird, dass es eben genau diesen absoluten Schutz im Leben nicht wirklich gibt.

Der Erzählstil ist besonders und ich mochte die teilweise reduzierte Art und gleichzeitig die genaue Beobachtung. Gepaart mit den kollektiven Erlebnissen, wie bspw. der Tod von Prinzessin Diana, ergibt sich ein so stimmiges Bild einer Zeit, eines Aufwachsens in einer mehr oder weniger ländlichen Idylle.

In der Beschreibung dieser Kindheit zeigt sich die Ambivalenz im Erwachsensein. Zum einen empfindet man die Nostalgie und das Beobachten aus Kindersicht, gleichzeitig gibt es den Zeitgeist und auch die kindlichen Ängste der Protagonistin sehr gut wieder.

Die Überschriften der Kapitel sind ebenfalls wie aus einem kindlichen Tagebuch und sind gleichzeitig so ein wunderbares Stilmittel bspw: “Wie mein Vater mir gezeigt hat, was Leuchtioden sind”. Ab und an sind die Kapitel um Auszüge aus der Beschreibung einer Versicherung ergänzt oder beinhalten Aufzählungen von Dingen. Alles zusammen ergibt ein wirklich tiefes emotionales Bild einer Zeit und der Personen ohne das es ausschweifende Beschreibungen benötigt.

Ich bin mir nicht sicher, ob das Buch für mich so gut funktioniert, weil ich vieles davon selbst so kenne und auch im hessischen aufgewachsen bin. Diese Art von Sprache ist für mich auch immer teil meines Erlebens gewesen.

-Un, wie is? -Immer so weider. -Un, wie is? -Muss.

Fazit:

Diese verhätnismässig kurze Buch hat für mich eine wirkliche Tiefe und beschreibt gleichzeitig eine Zeit, die es in der Form teilweise noch gibt, aber insbesondere in meinem Erleben sehr ähnlich war.

Gleichzeitig kann ich mich auf sehr gut mit den Ängsten der Protagonistin identifizieren. Die Beschreibung der Themen, denen man als Kind “ausgesetzt” war ohne, dass sie einem erklärt wurden und die dann nach und nach zu Ängsten führten, weil man manches nicht richtig einordnen kann.

Die Angst der eigenen Sterblichkeit und die Beobachtung der leben um einen herum ist in diesem Buch so gut beschrieben.

Auch das Ende ist so gut gelungen.

Ich freu mich jetzt schon auf jede weitere Buch von Kathrin Bach.

Große Leseempfehlung!

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