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“Sag dem Abenteuer ich komme” von Lea Rieck [Rezension]

Buchcover von lea rieck

Sag dem Abenteuer ich komme –

wie ich mit dem Motorrad die Welt umrundete und was ich von ihr lernte

von Lea Rieck

erschienen am 07.03.2019 bei Kiepenheuer & Witsch

umfasst 371 Seiten

*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*

Herzlichen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar!

 

 

Klappentext:

Der Moment, der alles verändert, kann jederzeit kommen. Bei Lea Rieck ist es ein ganz normaler Montagmorgen im Büro, als sie sieht, wie eine Kollegin eine Zimmerpflanze mit Evian-Wasser gießt. Sie kündigt ihren Job, verlässt ihre Komfortzone und macht sich auf eine Reise um die Welt. – nur ihr Motorrad und sie, ganz allein. Aber was tut man, wenn vor dem Fenster ein Militärputsch stattfindet, die neue Bekanntschaft sich als russischer Scharfschütze entpuppt oder man sich die Augen in einer Hochwüste verbrennt? Seine Lektionen lernen und weitermachen. Die Reise führt sie vorbei an 8000 Meter hohen Bergen in Pakistan, durch Tempel und Paläste in Indien, an die sicheren Ufer von Australien, in die trockenste Wüste der Welt in Chile und Bolivien – und am Ende wieder zurück nach Deutschland. Atemlos lässt sie sich von ihrer Intuition und ihren Instinkten leiten, erlebt Hoch- und Tiefpunkte des Alleinreisens, beginnt die Welt mit neuen Augen zu sehen und entdeckt das Leben in seinen unterschiedlichen Facetten und Formen.


Im letzten Sommer hat mich das Buch von Lois Pryce über ihre Motorradtour durch den Iran sehr begeistert. Meine eigene Motorradkarriere endete je, ca. 3 Monaten nach dem Führerschein mit einem Unfall (der glücklicherweise nicht zu dramatisch war), mir aber gezeigt hat, dass ich einfach nicht wirklich eine “Motorradfahrerin” bin.

Allerdings liebe ich Berichte über außergewöhnliche Reisen, vor allem den Aspekt, wie sich der Reisende währendessen verändert, was passiert im Inneren.

Auf der diesjährigen Litblogconvention hatte ich das Glück Lea Rieck live zu erleben, wie sie über ihre Abenteuerreise berichtete. Mit ihrer mitreißende und offene Art hat sie mich begeistert und selbstverständlich wollte ich unbedingt daraufhin ihr Buch lesen.

So hat es mir gefallen:

Am Anfang des Buches erhält man einen kleinen Einblick, wie es zu der Entscheidung kam mit dem Motorrad loszufahren und erstmal aus dem Alltag und auch dem beruflichen Weg auszusteigen. Dann geht es auch schon direkt los von München in Richtung Kosovo. 18 Monate reist Lea Rieck mit ihrem Motorrad über 90.000 km allein durch die Welt. Das ist schon ein enorm mutiger Schritt. Gerade auch, da sie nicht nur Routen wählt, wie bspw. USA, Australien oder Neuseeland, sondern sich gerade in “gefährliche” Länder mit stark unterscheidender Kultur wie Pakistan oder Südamerika begibt.

Was mir besonders gut gefallen hat, dass das Buch, neben den eigentlichen Kapiteln, in verschiedene Abschnitte eingeteilt ist, wie ” Mut, Leidenschaft, Glaube, Empathie usw.”. Diese Abschnitte werden nochmal mit Fragen untermauert, so dass man sich als Leser direkt angesprochen fühlt und sich ggf. mit Fragen beschäftigt, die man gerne mal zu Seite drängt.

“Leidenschaft– Wie weit würdest Du für Dinge gehen die du gerne hast? Was würde passieren, wenn man sie Dir nimmt? Würdest Du bleiben und vezichten-oder würdest Du Dich auf den Weg zu einem Ort machen, an dem vielleicht alles besser ist?”

Die Begegnungen

Lea Rieck beschreibt Ihre Reise sehr authentisch. Sie erwähnt die Hindernisse und Stürze, gleichzeitig beschreibt sie wunderbare Begegnungen mit Menschen. Sie trifft unterschiedlichste Charaktere aus sehr verschiedenen Kulturen und es gibt immer die Schnittstelle mit einer besonderen Art von “Menschlichkeit”. Beim Lesen habe ich den Mut von Lea sehr bewundert und konnte auch ihren Ansatz “alles selbst schaffen zu wollen und möglichst unabhängig, nicht um Hilfe bitten zu müssen” sehr gut nachvollziehen. Mit diesem “Vorsatz” kommt man auf einer solchen Reise doch schnell an Grenzen. So lernt sie mehr Hilfe zuzulassen bzw. danach aktiv zu fragen.

Stück für Stück bröckelt die für unsere Kultur recht typische Hinwendung zu Status und Statussymbolen und mehr und mehr nimmt Empathie Raum ein. Das finde ich eine interessante Entwicklung. Macht das Reisen in fremde Kulturen aus uns “bessere Menschen”?

Mich hat berührt…

Zwei Passagen in dem Buch haben mich sehr berührt. Zum einen Ihr Besuch in Indien im Sikh-Tempel Harmandir Sahib und ihre dortige Begegnung mit Pawan. Eine andere Situation, die Begegnung mit Nima in Kathmandu, hat mich zu Tränen gerührt. Allein für diese beiden Erlebnisse lohnt es sich dieses Buch zu lesen. Es holt einen aus dem eigenen Alltagstrott heraus und gibt Denkanstöße, die wir viel zu lange schon verloren haben.

“Sag dem Abenteuer ich komme” ist ein sehr gelungenes Buch, dass sich auch hervorragend liest. Ich konnte es kaum zu Seite legen. Es beinhaltet viele tolle Fotos, die das Erlebte noch bildhafter werden lassen. Viele Begebenheiten und Aussagen regen zum Nachdenken an. Einen kleinen Einblick in die unterschiedlichsten Ecken der Welt zu erhalten, rückt so manches Alltagsproblem wieder gerade und verändert den Blickwinkel. Der Aspekt, ob sich die Reisende verändert bzw. was die Reise mit dem Menschen macht, ist hier in einem tollen Gleichgewicht zum Erlebten beschrieben. Das macht das Buch für mich sehr lesenswert!

“Irgendwie ist es doch komisch, dass man schon kleinen Kindern beibringt, sie seien besser oder schlechter als ihre Klassenkameraden….Wir lernen nichts über die Gegenwart oder darüber, wie wir wertvoll unsere Zeit ist.”

Dankschön!

Lea Rieck hat mich bereits bei Ihrem Vortrag zu ihrem Buch mit Ihrer Professionalität und Offenheit beeindruckt und ihr Buch hat das noch untermauert. Vielen Dank, dass ich als Leserin “mitreisen” durfte!

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3 Comments

  • Reply
    [Blog Glück] Juli 2019 – Seitenglueck
    Juli 31, 2019 at 6:40 am

    […] von Seitenwandler hat das Buch Sag dem Abenteuer ich komme rezensiert und mich mit ihrer Begeisterung in meiner Lesewahl bestätigt! Nach Reiss aus (Ein […]

  • Reply
    Thorsten J. Pattberg
    Juli 12, 2019 at 6:20 am

    Lea Rieck hat es richtig gemacht. Sie hat nach ihrem Abenteuer auch noch ein Buch geschrieben. Das Leben als Reise, die Reise als Leben. Eine schöne Philosophie. Es erinnert sehr stark an das Zen buddhistische Werk ‘Zen and the Art of Motorcycle Maintenance: An Inquiry into Values, bei Robert M. Pirsig. Was mich persönlich immer nachdenklich macht, nach solchen Weltreisebüchern, ist die Tatsache dass unsere Welt gar nicht mehr so groß ist. Es gibt in Taiwan zum Beispiel einen regelrechten Wahn, doch möglichst viele Länder zu bereisen… bevor man 20 wird! Und wenn man mal in Asien einen Backbacker trifft, dann hat der nicht selten 50 Länderstempel im Pass gesammelt. Solche Abenteurer gibt es. Und Lea Rieck hat ein Buch draus gemacht. Sehr schön.
    Thorsten J. Pattberg, Autor der Lehre vom Unterschied

    • Reply
      Fredriksson
      Juli 12, 2019 at 11:59 am

      Hallo Thorsten, danke für den Hinweis. Das Buch werde ich mir unbedingt mal anschauen.

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