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“Das Honigmädchen” von Claudia Winter [Rezension]

Buchcover Das Honigmädchen

 

Das Honigmädchen

von Claudia Winter

Erschienen im März 2019 im Goldmann Verlag

umfasst 443 Seiten

 

Klappentext:

Die alleinerziehende Camilla kämpft an allen Fronten: Täglich muss sie sich im väterlichen Delikatessenhandel beweisen, während ihre fünfzehnjährige Tochter Marie gegen sie rebelliert. Und dann wird sie auch noch nach Südfrankreich geschickt, um mit einer Honigmanufaktur zu verhandeln – im Gepäck das tobende Mädchen und ihren nervtötenden Nachbarn, der sich ihnen spontan angeschlossen hat.

Kein Wunder, dass sich das pittoreske Bergdorf Loursacq zunächst als wenig heilsam für die angespannten Gemüter erweist. Doch Camilla krempelt die Ärmel hoch – und lernt zwischen Tomatenstauden, Rebstöcken und Olivenbäumen, dass die guten Dinge im Leben erst dann auf zarten Flügeln herbeifliegen, wenn man bereit für sie ist …

Ich habe es gelesen, weil….

„Das Honigmädchen“ wäre in der Buchhandlung sicher nicht meine erste Wahl gewesen. Das Buchcover hat mich so gar nicht angesprochen, es ist mir zu „weichgezeichnet, blumig“. Da die Autorin  allerdings in einem Nachbarort von uns wohnt, war ich neugierig und kaufte mir den Roman für den Urlaub.

So hat es mir gefallen:

Anfangs hatte ich ein paar kleine Probleme ins Buch zu finden, da mich die pubertierende Tochter und die recht stereotype karriereorientierte Mutter etwas genervt haben. Glücklicherweise nahm das Buch aber bald eine erfreuliche Wendung.

Zum einen verlagerte sich die Handlung von München in die Provence, was ein wunderbares Urlaubsgefühl erzeugte und man förmlich beim Lesen in die Atmosphäre „riechen“ konnte.

Charaktere mit Charme…

Genau wie die Hauptcharaktere entspannt man sich in dem kleinen Dörfchen mit den charmanten Nebenfiguren. Da gibt es beispielweise die liebenswerte Manon Bertrand, die alle bekocht. Über kleine französische Redewendungen, die einfliessen und die Beschreibung von wunderbarem Essen, gelingt es Claudia Winter eine tolle französische Atmosphäre zu schaffen. Man bekommt direkt Lust auf einen nächsten Urlaub in der Provence.

Erfreulicherweise entwickelt sich die Hauptperson weiter und man bekommt peu a peu mehr von den Erfahrungen und Verletzungen Camillas und auch Maries mit. Sehr subtil und Stück für Stück, ohne große Dramen erfährt man, warum jede ihr Verhalten etabliert hat.

Der Besitzer der Honigmanufaktur Henri ist zusätzlich ein wunderbarer kauziger Charakter mit Herz. Er ist der Schlüssel zu einem alten Familiengeheimnis. Hier wird auch kurz ein geschichtliches Geschehen der Deutsch-Französischen Beziehungen angesprochen, das aber in sehr gutem Gleichgewicht zu diesem „Wohlfühlroman“ nicht zu tief in die Geschichte einfließt.

Das der nervtötende Nachbar letztlich gar nicht so nervtötend ist und sich eine Romanze entwickelt ist zwar vorhersehbar, aber glücklicherweise charmant und nicht zu vordergründig.

Mir hat es gefallen, wie der Mutter-Tochter-Konflikt beschrieben und gelöst wurde. Beide reagieren unterschiedlich auf die Verletzungen aus der Vergangenheit und erst in neuer Umgebung schaffen sie es, sich von alten Ängsten zu lösen und sich wieder anzunähern.

Die Rolle der Bienen, die bei Marie einiges bewirken, ist interessant. Ich weiß nicht, wie gut hier das Verhalten der Bienen recherchiert wurde, aber für mich als Laie gab es spannende Momente, die mir so gar nicht klar waren und haben mir Lust gemacht mich hier näher mit diesen Tieren zu befassen.

„Sie wußte nicht was sie erwartete hatte, aber bestimmt nicht dieses wunderbare sonore Brummen, das so gar nichts mit dem zornigen Geräusch der Insektenwolke gemein hatte, die ihr auf der Bienenwiese einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Camilla schluckte schwer, Das Bienenlied klang vertraut und tröstlich. Ein klein wenig erinnerte es si and das spirituelle „OM“, das sie allwöchentlich im Yogakurs aus ihrem Unterleib herauspresste und das kaum eine Wirkung auf Sie besaß, auch wenn sie sich stets etwas andres einredete.“

Das fiktive Dorf Loursacq und seine Bewohner spielen ebenfalls eine nicht unwesentliche Rolle. Die Charaktere sind authentisch und stellenweise verschroben. Die dörflichen Strukturen und Befindlichkeiten über Generationen hinweg, bringen hier noch einen weiteren spannenden Anteil in den Roman.

Fazit:

Claudia Winter ist ein toller Wohlfühlroman gelungen, der sich perfekt als Urlaubslektüre eignet. Eine schöne Geschichte mit vielen liebenswerten Charakteren und viel französischem Flair.

Ganz wunderbar ist zusätzlich der Rezeptteil am Ende mit den Speisen, die Manon Bertrand im Buch kochte, sowie das Provence Glossar mit den Erklärungen verschiedener Begriffe.

Ein Roman zum abtauchen.

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