Zur Zeit läuft auf Netflix gerade die neueste Staffel von „The Crown“. Nah an der Realität erfährt man hier so einiges über das Englische Königshaus und die jüngere europäische und britische Geschichte. Das Buch „Teatime mit Lilibet“ erschien mir als eine nette Ergänzung dazu.
“Teatime mit Lilibet” von Wendy Holden
erschienen am 02.11.2020 bei List Hardcover
umfasst 528 Seiten
*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*
Herzlichen Dank an den Ullsteinverlag und Netgalley für die Bereitstellung des Leseexemplars!
Klappentext:
England, 1932: Im Alter von 22 Jahren wird Marion Crawford die Lehrerin von Prinzessin Elisabeth und ihrer Schwester Margaret. Als Marion ihre Stelle im englischen Königshaus antritt, ist sie schockiert. Das Leben im Schloss hat nichts mit der Realität zu tun. Vor allem Lilibet, die zukünftige Königin, wächst Marion ans Herz. Als überzeugte Sozialistin macht Marion es sich zur Aufgabe, Lilibet das echte Leben zu zeigen. Sie fährt mit ihr U-Bahn und Bus, geht in öffentliche Schwimmbäder und macht Weihnachtseinkäufe bei Woolworth’s. Ihr Einfluss auf die zukünftige Queen ist gewaltig. Doch Marion ahnt nicht, wie sehr sich auch ihr eigenes Leben durch die Royals verändern wird.
So hat es mir gefallen:
Der Roman von Wendy Holden wird aus der Sicht von Marion Crawford, der früheren Gouvernante von Königin Elisabeth und Ihrer Schwester Magret erzählt. Die junge Schottin ist eine selbstbewusste Frau, die in der Ausbildung zur Lehrerin steht und ihre Berufung scheint das Unterrichten von armen Kindern zu sein. Das Leben will es allerdings anders und nach einer enttäuschenden Liebesbeziehung und dem Liebäugeln mit dem Sozialismus „landet“ Marion Crawford bei der königlichen Familie. Dort schließt sie insbesondere die junge Elisabeth in ihr Herz. Sie versucht für sich das Beste aus der Situation zu machen und möchte den Mädchen das „echte Leben“ nahe bringen, außerhalb Ihres beschützten Upperclass-Lebens.
Immer wieder zweifelt sie an ihrer Arbeit im königlichen Haushalt, schafft es aber auch nicht diesen zu verlassen. Stück für Stück passt sie sich an und verliert scheinbar ihr eigenes Leben und ihre Ziele aus den Augen. Dennoch verbindet sie eine sehr enge Beziehung zu den beiden Mädchen. Insbesondere zur Zeit des zweiten Weltkrieges nimmt sie eine Art Mutterrolle für sie ein.
Gut gefallen hat mir, dass Wendy Holden immer wieder historische Ereignisse „häppchenweise“ und leicht verständlich in den Roman eingebaut hat. Die Figur der Marion Crawford wird gut aufgebaut und man lernt eine emanzipiert Frau kennen. Diese verändert sich immer mehr unter dem Einfluss des royalen Umfeldes. Mich hat, mit zunehmenden Fortschritt der Geschichte, die Ambivalenz von Marion gestört. Je älter sie wird, um so mehr versteht sie sich als Opfer der Umstände. Letztlich gelang es ihr aber nie ihren Arbeitgeber aus eigenen Stücken zu verlassen und sich ihrer „eigentlichen“ Berufung zu stellen. Hier wird es mir dann zu einseitig. Gerade wenn man auf ein gelebtes Leben zurückblickt, kann man sicher die eine oder andere Entscheidung in Frage stellen und es immer einfacher die anderen für den eigenen Weg verantwortlich zu machen.
Selbstverständlich ist es nicht einfach einen Job zu machen, der einen emotional extrem bindet, aber eine gewisse Professionalität wäre hier Voraussetzung gewesen. Sich als Opfer des „königlichen“ Systems zu fühlen, ist mir hier zu einseitig.
Marion Crawford hat 1950 ein Buch über Ihre Zeit als Gouvernante veröffentlicht ( „The Little Princess“) was dazu führte, dass jeglicher Kontakt zum Königshaus ein Leben lang abgebrochen blieb.
Fazit:
Wendy Holden hat für „Teatime mit Lilibet“ gut recherchiert und einen umfangreichen Roman kreiert. Es ist ein netter, einfach lesbarer Roman aus einer unbekannten Perspektive. Er gibt einer historischen Person aus dem Hintergrund ein Gesicht. Dennoch ist mir die Charakterzeichnung von Marion Crawford zu oberflächlich. Insgesamt hätte das Buch sicher ein paar Kürzungen vertragen können bzw. bestimmte Wendungen in der Geschichte hätten auch ausführlicher ausgearbeitet werden können, um ihre tatsächliche Berechtigung zu gewährleisten.
Für gemütliche Lesestunden ein gelungener Roman. Im Bezug auf die historische Person Crawford ist es mir zu einseitig.
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2 Comments
Eli
Januar 11, 2021 at 2:16 pmHistorische Romane gehören ja zu meinen absoluten Lieblingsgenres. Besonders, wenn sie gut recherchiert sind. Das scheint hier ja der Fall zu sein. Der ist definitiv für meine Leseliste vorgemerkt!
Fredriksson
Januar 14, 2021 at 1:41 pmHallo Eli,
schön, dass Du ein Zuwachs zur Leseliste erhalten hast. Wünsche Dir viel Spaß bei der Lektüre.
LG Isabel