“Herz auf Eis”
ein Roman von Isabelle Autissier
ĂŒbersetzt von Kirsten Gleinig
ist im Mare Verlag erschienen und umfasst 224 Seiten.
Zum Inhalt:
” Sie sind jung und verliebt und haben alles, was sie brauchen. Aber ihr Pariser Leben langweilt sie, also nehmen Louise und Ludovic ein Sabbatjahr und umsegeln die Welt. Bei einem Ausflug auf eine unbewohnte Insel vor Kap Hoorn reiĂt ein Sturm ihre Yacht und damit jegliche Verbindung zur AuĂenwelt mit sich fort. Was als kleiner Ausbruch aus dem Alltagsleben moderner GroĂstĂ€dter gedacht war, mĂŒndet urplötzlich in einen existenziellen Kampf gegen Hunger und KĂ€lte. ”
Meine Leseerfahrung:
” Herz auf Eis” hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Ich liebe BĂŒcher, die ĂŒber extreme Erfahrungen berichten und auch hier habe ich direkt 2/3 des Buches an einem Abend verschlungen.
Es ist eine “Robinson Crusoe Geschichte”, hier allerdings mit psychologischen Unterbau.
Isabelle Autissier schafft es die Emotionen und Gedanken der Hauptpersonen authentisch zu erzĂ€hlen und die Dynamik unter dem Stress des Ăberlebens aufzuzeigen.
Wie verhĂ€lt man sich als Paar, wenn man dem Stress des Ăberlebens ausgesetzt ist?
Wer hat ” Schuld” an der Situation und wie lebt man mit einer hoffnungslosen Situation weiter?
Wie ĂŒberlebt man sowohl physisch, als auch psychisch?
Diese Fragen werden beleuchtet und toll erzÀhlt. Man fiebert mit Louise und Ludovic mit. Mehr will ich an dieser Stelle zum Schicksal der beiden nicht berichten, sonst nimmt es die Spannung.
” Schluss mit dem Spiel, es gibt kein modernes dynamisches paar mehr, sie sind nur noch zwei Wesen im Angesicht des Todes, der auf sie lauert…
… Diese Wut ist eine erste Niederlage, der erste Riss im Optimismus, an den sie sich seit ihrem Schiffsbruch wie an einen Pakt gehalten hat.”
“Herz auf Eis” erzĂ€hlt aber auch von dem Aspekt einer “gesĂ€ttigten Gerneration”, die nach neuen Abenteuern sucht und doch gar nicht darauf vorbereitet ist. Eine Generation, in der es zum ” cool sein” dazu gehört, einen Ausstieg zu machen, ĂŒber die Weltmeere zu segeln oder höchste Gipfel zu besteigen, mit der naiven Ansicht ĂŒber Internet und Technik gesichert zu sein und Gefahren möglicherweise nicht richtig einschĂ€tzen kann. Eine Generation, die nie einen echten Ăberlebenskampf fĂŒhren musste und gleichzeitig, wenn es wie in der Geschichte geschieht, völlig ĂŒberfordert ist und kaum weiss was zu tun ist. Altes Wissen, dass nicht mehr wirklich weitergegeben wird, weil man sich nur auf die Errungenschaften der Technik verlĂ€sst. Das Trauma, dass entsteht, wenn die vermeintliche Kontrolle verloren wird und die Frage nach Moral und eigenem Verhalten im Ăberlebenskampf. Kann man nach einer solchen Erfahrung wieder im Alttag der ” normalen Welt” bestehen? Wie geht es dann weiter?
“Mit einigem Erfolg zwar, doch sie verbrauchen dabei viel Holz und mĂŒssen stundenlang das Feuer schĂŒren. All diese Schwierigkeiten ziehen endlose Diskussionen nach sich, und sie fragen sich, wie es die Menschen frĂŒher wohl gemacht haben, all die Pioniere, die Abenteurer aus den BĂŒchern. Sind sie denn beide so unfĂ€hig? Welches Wissen ist verloren gegangen, seit Lebensmittel nicht mehr knapp sind?”
FĂŒr mich ist dieses Buch von Isabelle Autissier eine klare Leseempfehlung.
Spannend und hinterfragend, psychologisch interessant und mit Nachklang. Mich hat es berĂŒhrt und nachdenklich gemacht und das wĂŒnsche ich mir immer von guten BĂŒchern!
Herzlichen Dank an den Mare Verlag, der mir dieses tolle Buch als Leseexemplar geschickt hat!
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