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“Ich bin hier und alles ist jetzt” von Dr. Edith Eva Eger

Ich bin hier und alles ist jetzt

Heute vor 76 Jahren wurde Auschwitz befreit. Mittlerweile gibt es nur noch sehr wenige Zeitzeugen, die von den Gräueltaten berichten können. Umso wichtiger werden Bücher und Medien, die an diese schlimme Zeit erinnern und darüber berichten, wie tief die Traumata gehen und wie sie auch noch nachfolgende Generationen beeinflussen. Das Buch von Dr. Edith Eva Eger ist eines der Bücher, die so wichtig sind.


„Ich bin hier, und alles ist jetzt- Warum wir uns jederzeit für die Freiheit entscheiden können“

von Dr. Edith Eva Eger

Erschienen am 5.3.2018 im btb Verlag

Umfasst 480 Seiten

*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*


Klappentext:

Im Alter von 16 Jahren wurde Edith Eger 1944 aus ihrem Heimatland Ungarn nach Auschwitz verschleppt. Dort musste sie Unvorstellbares erleiden: Sie sah ihre Mutter in die Gaskammer gehen und musste danach vor Josef Mengele tanzen. Es grenzt an ein Wunder, dass Edith die Grauen der nationalsozialistischen Lager überlebte. In den USA baute sie sich an der Seite ihres Mannes ein neues Leben auf und wurde Psychologin und Therapeutin. Ihr warmherziges und lebensbejahendes Buch ist mehr als die außerordentliche Geschichte einer Holocaust-Überlebenden. Wie Victor Frankl in „…trotzdem Ja zum Leben sagen“ weist uns Edith Eger durch ihr persönliches Schicksal und anhand von Fallbeispielen aus ihrer therapeutischen Praxis den Weg, wie wir uns aus dem Gefängnis unserer eigenen Psyche befreien können, indem wir uns bewusst machen: Wir haben immer eine Wahl im Leben.


So hat es mir gefallen:

Edith Eva Egers Buch ist in doppelter Hinsicht ein wichtiges Buch. Zum einen erzählt sie, wie sie aufwuchs, welche Träume sie hatte und wie diese zerstört wurden. Mit 16 Jahren kommt sie nach Auschwitz, dort verliert Sie ihr Mutter. Sie kämpft ums überleben und geht durch die Hölle. Wie so viele. Sie schafft es zu überleben. Aber was ist das für ein Weiterleben? Der Bericht dieser Leidensgeschichte ist allein deswegen wichtig für kommende Generationen, um zu verstehen, was in Deutschland in der Vergangenheit geschehen ist. Dieses Buch erzählt aber weiter, über das Leben danach, das Leben mit diesem tiefen Trauma. Wie kann man sich in einem vermeintlich „normalen“ Leben bewegen, wenn man jahreslang unter Todesangst war? Wie kann man einen Alltag leben, wenn man Jahre seiner Jugend und die Zeit, in der eigentlich „Leichtigkeit“ vorhanden sein sollte, unwiederbringlich verloren hat?  

Dr. Eva Eger will zunächst die Zeit verdrängen und einfach leben, doch das Trauma lässt sich nicht „abstellen“. Sie beginnt zu studieren, analysiert immer wieder ihre Verhaltensmuster und wird Psychologin und Therapeutin. Durch diesen Lebensweg, gelingt es ihr immer wieder ihre eigene Geschichte zu analysieren und das zu begreifen, was tatsächlich dadurch in ihrer Psyche geschehen ist. Die Auswirkungen dieses Traumas auf ihr weiteres Leben, auf das Leben in ihrer Familie, auf ihre Kinder und ihre Ehe.

Auch Fälle aus Ihrer Arbeit mit Trauma-patienten werden eingestreut und es ist wirklich sehr interessant diese Beispiele zu lesen und zu erkennen, welche immensen Auswirkungen die Traumata auf die Überlebenden und Ihr Umfeld haben.

Wichtig ist hier, dass es sich nicht um ein „verkopftes, theoretisches“ Sachbuch handelt, sondern um die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau. Das Buch ist sehr gut geschrieben und auch die psychologischen Prozesse sind sehr gut verständlich erklärt.

“Ich bin so besessen davon, meinen Wert zu beweisen, mir meinen Platz auf der Welt zu verdienen, dass ich Hitler nicht mehr brauche. Ich bin zu meinem eigenen Kerkermeister geworden und rede mir ein: “Du kannst machen, was Du willst, du wirst nie gut genug sein.“”

Seite 286

Fazit:

Dieses Buch ist eines der vielen wichtigen Bücher zum Holocaust. Gerade durch die Eigenanalyse und die Erzählung des Lebensweges „danach“, ist es besonders. Für Menschen, die ein Trauma erlebt haben, hält dieses Buch viele wichtige Erklärungen und Gedanken bereit. Dr. Eger schafft es sogar Hoffnung zu geben. Ihr gelingt es zu vermitteln, wie wichtig es ist, sich zu entschieden, dass man die Vergangenheit zwar nicht ändern kann, aber die Hoffung in der Gestaltung der eigenen Zukunft liegen kann.

Diese Buch hat mich tief beeindruckt. Eine große Leseempfehlung!

Das Buch ist mittlerweile auch als  Taschenbuch unter dem Titel „In der Hölle tanzen“ erschienen.

Wer diese außergewöhnliche Frau erleben will, dem empfehle ich den TED Talk.

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4 Comments

  • Reply
    Kathrin Rania
    Juli 20, 2021 at 1:40 pm

    Hey!
    Ah, ich lese gerade dieses Buch:)
    Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil ich mich selbst viel mit Trauma beschäftige.
    Und zufällig habe ich davor auch noch Viktor Frankls Buch gelesen, so dass das jetzt gut zusammenfindet!
    Ihr Weg ist schon sehr bewegend, vor allem ihre Rückkehr nach Auschwitz viele Jahre später.
    Ich bin noch nicht ganz durch mit dem Buch, aber ihre Haltung ist so wunderbar, sie ist sehr reflektiert, einfühlsam und voller Würde!
    Wirklich ein empfehlenswertes Buch!
    Lg, Kathrin

    • Reply
      Fredriksson
      August 1, 2021 at 2:16 pm

      Danke:) Ich lese auch gerade noch das Buch “Posttraumatische Belastungsstörung” von Pete Walker, auch sehr zu empfehlen, da ich mich gerade auch mit dem Thema “Bindungstraumata” etc. beschäftige. Große Podcastempfhehlung zum Thema Trauma ist auch der Podcast “Kreative Transformation” von Verena König.
      Liebe Grüße
      Isabel

      • Reply
        Kathrin Rania
        August 2, 2021 at 7:29 am

        Hey Isabel,
        ja, den Podcast von Verena liebe ich sehr – ich habe alle Folgen gehört! Genauso wie bei Dami Charf (youtube Kanal). Diese beiden haben mich nochmal ein ganzes Stück weiter gebracht.
        Ich lese auch sehr viel Sach- als auch Fachliteratur dazu. Pete Walkers Buch kenne ich auch, aber so arg viel konnte ich da nicht herausziehen, vieles hatte ich zuvor schon gehört. Aber ich weiss, dass es vielen hilft.
        Finde ich interessant, dass du dich da auch mehr mit befasst. Ich habe in den letzten Jahren da nochmal viel mehr von meiner eigenen Geschichte verstanden (kämpfe schon lange, seufz) und auch Damis Online-Kurs zu Trauma war dabei für mich ein weiterer wichtiger Schritt.
        Ich möchte das Thema auch, gerade weil ich so viel dazu lese und auch finde, es ist noch zu viel Stigma drauf, zu wenig bekannt, im Blog auf lange Sicht mehr reinbringen. Ich mache auch ab Herbst eine Online-Fortbildung bei Peter Levine u.a. Da bin ich schon gespannt drauf.
        Lg, Kathrin

        • Reply
          Fredriksson
          August 7, 2021 at 4:22 pm

          Hallo Kathrin,
          das klingt spannend. DAs Buch von DAmi Charf habe ich auch noch hier liegen, danke für den YT- Kanal Tipp, dass wusste ich gar nicht. Finde es super, wenn das Thema aus dem Stigma rauskommt. Ich bin auch noch mittendrin, mich damit auseinander zu setzen und finde es so wichtig, weil es mir schon sehr oft die “Augen geöffnet” hat und ich mittlerweile so einiges besser einordnen kann.
          Liebe Grüße
          Isabel

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