” Sturz in die Tiefe” von Gela Allmann
erschienen im Piper Verlag 2016
gelesen als Taschenbuch erschienen bei MALIK
umfasst 288 Seiten
* vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*
Ich habe bereits 2017 das Buch von Gela Allmann auf der Buchmesse in Frankfurt gesehen und es auf meine Wunschliste gesetzt.
Aktuell hatte ich mal wieder das Bedürfnis nach einem „ Erlebnisbericht“, was dazu führte, dass ich mir „Sturz in die Tiefe“ als Taschenbuch kaufte.
Klappentext:
Eben noch steht Gela Allmann für ein Fotoshooting auf einem Berg in Island- kurz darauf scheint ihr Leben als Sportlerin und Model zu Ende zu sein.
Nach einem quälend langem Sturz 800m über Felsen und Eis gleicht ihr Körper einem TRümmerhaufen. Doch sie hat überlebt und begibt sich mit überwältigendem Kampfeswillen auf einen zähen, schmerzhaften Weg: von der völligen Bewegungslosigkeit im Krankenbett, kleinen Etappenzielen während der Reha bis zum ersten Berggipfel nach dem Unfall. Ergreifend berichtet sie, wie ihr nach dem Schicksalschalg ein Neuanfang gelingt.
So hat es mir gefallen:
Der Leser gerät direkt am Anfang mitten hinein in den Absturz von einem Gletscher in Island.
Aus Gela Allmanns Sicht wird erzählt, wie es sich zugetragen hat, wie es sich anfühlt und wie sie gerettet wurde. Der Einstieg in das Buch macht direkt atemlos und zieht einen mit.
Neben den medizinischen Details, erfährt man alles aus Gela Allmanns Blickwinkel, wie sie mit den Schmerzen zurecht kommt und wie es ihr mit dem Schock und dem Trauma des Unfalls ergeht. Es wird berichtet, wie die junge Frau völlig bewegungslos den Ärzten und dem Pflegepersonal ausgeliefert ist.
Man bekommt einen Einblick wieviel Empathie es Bedarf von Seiten der Pflege und der Ärzte, den Patienten die Angst zu nehmen. Natürlich sollte das selbstverständlich sein, aber das ist es wohl leider nicht. Vorallem stellt sie den Unterschied in der Umgangsweise des Pflegepersonals zwischen Island und Deutschland gut dar, ohne jemanden dabei wirklich “auf die Füsse zu treten”.
Nach und nach berichtet Gela über ihre Kindheit in Bayern und dem großen Glück in einer intakten Familie aufzuwachsen. Dies erleichtert ihr den Umgang mit ihrem Schicksal, denn durch ihre innere Perspektive kann sie sich in ihr Zuhause zurück wünschen und Bilder generieren, die ihr Sinn und Kraft geben. Gela Allmann ist sehr ehrlich in Ihrer Datsellung und schildert auch klar ihre Ängste und den Umgang und die Bearbeitung mit dem Trauma. Sie ist eine starke Kämpferin und in ihrem Kampf zurück in ihr altes Leben, ist ihr Ehrgeiz und Siegeswille aus Wettlampfzeiten sehr hilfreich.
Im letzten Drittel des Buches geht es vermehrt um ihre persönliche Ausrichtung mit Hilfe der Motivation “… es wie ein Wettkampf zu sehen” auch andere Menschen motivieren zu wollen. Als Leser nimmt man schließlich an einer ersten Bergbesteigung und somit am ersten Schritt zurück in das “alte” Leben teil.
Fazit:
Ja, Gela Allmann hat aufgrund ihrere vielen Verletzungen Großartiges geschafft und sich zurückgekämpft in das Leben, was sie geführt hat. Allerdings kann nicht jeder auf so ein Grundfest wie eine intakte Familie und ein sportliches fittes „ Leben“ zurückgreifen. Die Motivation die hier angepriesen wird im Sinne “ Du musst es nur wollen und kämpfen“ ist sicher so richtig, aber nicht für jeden so umsetzbar.
Es hat mich nach hinten raus auch gestört, da ich den Eindruck hatte, dass es sich mantramässig wiederholt, aber unterschiedlichen Aspekten keinen Platz einräumt.
Wie ist es mit der Motivation, wenn der Krankheitsverlauf nicht so glücklich verläuft und sich bestimmt Verletzungen nicht mehr regenerieren?
Wie sieht es für Menschen aus, die kein „ positives“ Gemüt haben und nicht den Rückhalt einer Familie oder eines Partners?
Wie fühlt es sich für Menschen an, die immer wieder auf Hilfe angewiesen sein werden und ggf. kaum finanzielle Mittel haben?
Diese Aspekte werden gar nicht beleuchtet. Selbstverständlich geht es hier in erster Linie um das Schicksal von Gela Allmann und wie sie sich ins Leben zurück gekämpft hat, da sie aus dieser Lebenserfahrung aber einen neuen Weg als Motivationscoach einschlägt, bleiben mir in diesem Bereich viel zu viele Fragen offen.
Die einfache „ Tschaka du schaffts es, wenn du es nur willst“- Methode ist mir hier zu einfach und zu oberflächlich.
Letzlich hat sich das Buch rasant lesen lassen, man fiebert mit und ist begeistert welche Möglichkeiten die Medizin und die Rehamaßnahmen mittlerweile bieten. Es ist sicher schon ein motivierendes Buch, allerdings hätten verschiedende Aspekte tiefer und differenzierter betrachtet werden können. Als reiner Erfahrungsbericht ist es auf jedenfall lesenswert!
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4 Comments
Ramona | El Tragalibros
September 22, 2018 at 11:58 amLiebe Isabel,
danke für deine Rezension. Das Buch kommt mir zum ersten Mal unter und ich kann deine Bedenken durchaus nachvollziehen, klar geht es in erster Linie um ihr eigenes Lebensschicksal, aber dennoch könnte die Reflexion mitgenommen werden, dass sie dies eben durch ihr sportliches Leben und durch das Glück einen enormen Familienrückhalt gehabt zu haben, geschafft hat.
Für mich hat es ansonsten auch immer diesen bitteren Beigeschmack, man kann alles schaffen, wenn man nur will und dafür kämpft. Das mag zu großen Teilen stimmen, aber leider nicht immer und nicht bei jedem, wenn nämlich die Lebensumstände nicht so glücklich sind. Ich hab das Buch nicht gelesen, aber deine Bedenken finde ich vollkommen nachvollziehbar.
Viele Grüße
Ramona (#litnetzwerk)
Fredriksson
September 23, 2018 at 8:38 amLiebe Ramona,
danke für Deinen lieben Kommentar.
Ich stimme Dir da sehr zu, der ” bittere Beigeschmack” belibt bei mir da auch.
Liebe Grüße
Isabel
Sabrina | Lesefreude
September 20, 2018 at 7:10 pmHallo Isabel!
Wow, was für ein Schicksal.
Schade, dass für letzten Endes zu viele Fragen offen blieben. Ich bin mir nicht sicher ob die medizinischen Details etwas für mich wären.
Liebe Grüße
Sabrina
#litnetzwerk
Fredriksson
September 21, 2018 at 10:31 amHallo Sabrina,
ja ich habe das ein oder andere meinem Mann erzählt und der wollte diese medizinischen Dinge auch nicht so gerne hören;) Liebe Grüße
Isabel