The Future ist Female!
-Was Frauen über Feminismus denken-
Herausgegeben von Scarlett Curtis
Erschienen 11.10. 2018 im Goldmann Verlag
Umfasst 407 Seiten
* vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*
Vielen Dank an das Bloggerportal von Randomhouse, die mir das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!
Klappentext:
Die Welt, in der Frauen heute leben, ist trotz #MeToo und immer größer werdenden öffentlichen Protesten gegen die Geschlechterungleichheit noch immer massiv vom Gender Pay Gap, der Sehnsucht nach dem perfekten Bikinibody und Mansplaining definiert. »The future is female! Was Frauen über Feminismus denken« ist das Buch für Mädchen und Frauen, die sich mit diesem ungenießbaren Cocktail nicht länger zufriedengeben wollen, eine einzigartige und vielstimmige Textsammlung. Frauen von der Hollywood-Ikone bis zur Teenie-Aktivistin erzählen darin ihre ganz persönliche Geschichte; alle Geschichten zusammengenommen entwickeln eine Kraft, die die alte Welt aus den Angeln heben kann und dem F-Wort einen ganz neuen Glanz verleiht. Der Feminismus von heute definiert sich über das Dafür und Miteinander und nicht ewig gestrig über das Dagegen, er ist eine unwiderstehliche Notwendigkeit – und jede Einzelne von uns gehört dazu!
Nachdem ich im Vorfeld in den sozialen Medien über dieses Buch schon einiges gehört habe und Karla Paul von Buchkolumne in ihrer Instastory Ihren Text aus dem Buch vorgelesen hatte, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen will.
Worum geht es?
Bei „The Future ist Female!“ handelt es sich um eine Zusammenstellung von Texten von unterschiedlichen Frauen, zum Thema Feminismus.
Die Wahl und Art der Texte ist frei und führt dazu, dass dieses Buch unglaublich viele Facetten abbildet.
Bei vielen Texten musste ich nicken und dachte, „…ja, dass hast Du auch schon mal gedacht“ oder „…diesem Vorurteil bist du auch schon aufgesessen“.
Die Texte sind teilweise, wie eine Art Erfahrungsbericht, Gedankenabfolge oder in Briefform verfasst.
Automatisch habe ich begonnen das Gelesene vor meiner eigenen Geschichte zu reflektieren.
Wie ging es mir?
Aufgewachsen in den 70ern und 80er Jahren, hatte ich eigentlich bisher nie das Bedürfnis mich für Feministische Themen stark zu machen. Ich war der Meinung, dass ich als Frau in Deutschland doch alle Möglichkeiten habe und nicht durch mein Geschlecht eingeschränkt bin. Ich habe einige Jahre in der (damals noch) sehr männerdominierten Baubranche gearbeitet. Dort habe ich nie erlebt nicht ernst genommen worden zu sein und habe auch glücklicherweise nie Übergriffe erlebt.
Schwieriger war eher mein Verhältnis anderen Frauen gegenüber. Denke ich an meine Erziehung zurück, so bin ich mit einer Mutter aufgewachsen, die eine sehr klassische Hausfrauenrolle lebte. Sie ging nicht arbeiten und kümmerte sich nur um den Haushalt und die Kinder. „Unterstützt“ wurde sie von ihrer Mutter, die als Oma eine tragende Rolle spielte und immer dafür sorgte, dass ihre Tochter keine eigenen Ideen entwickelte und immer schön für ihren Mann da war. Diese beiden Frauen haben dazu geführt, dass ich bereits sehr früh wusste, dass ich nie als „Hausfrau“ (im Sinne meiner Mutter) enden wollte.
Glücklicherweise hatte ich viele positive Impulse und Vorbilder von anderen Frauen in meinem Umfeld, die mir andere Möglichkeiten aufzeigen konnten. Das Frauenbild meiner Mutter und meiner Oma, war ein sehr Negatives. Ständig wurde über andere „vermeintliche Bedrohungen“ hergezogen und Freundinnen,, Nachbarinnen oder Cousinen schlecht gemacht. Erst viele Jahre später konnte ich diese negative Prägung erkennen und den eigentlichen „Hass“ auf das eigene Geschlecht dieser beiden Frauen sehen. Diese Negativität hatte mittelbar auch bei mir Spuren hinterlassen. In einem solchen „Milieu“ aufzuwachsen führte dazu, dass ich mich immer eher mit Männern wohlgefühlt habe und auch lieber mit diesen gearbeitet habe.
Als meine beiden Töchter geboren waren, war es mir unendlich wichtig, dass beide Mädchen gleiche Chancen und Möglichkeiten erhielten. Ich war froh die „alten Muster“ schon recht gut reflektiert zu haben, wollte ich den beiden auf jeden Fall etwas anderes vorleben. Glücklicherweise lebe ich in einer Beziehung, in der der Vater genauso seine Rolle erfüllt wie ich als Mutter. Das bedeute, dass beide Mädchen uns Eltern gleichermassen als 100% Ansprechpartner und Erziehungsberechtigte erleben und von beiden Eigenheiten und Umgangsweisen kennenlernen und adaptieren.
Was hat das Buch bewirkt?
„The future is female“ hat mir nochmal viel zum Denken gegeben. Manches was als „Normal“ erscheint, ist so grundsätzlich nicht hinzunehmen. Es ist großartig, die unterschiedlichsten Stimmen aus verschiedenen Kulturen und Lebensbereichen zu lesen und Aspekte zu sehen, die man für sich noch gar nicht wirklich betrachtet hat.
Nicht nur das Thema der Chancengleichheit, sondern auch der Selbstliebe und den Umgang miteinander ist es sicher wert, sich tiefer Gedanken dazu zu machen und seine eigene Position abzuklopfen.
Besonders gut gefällt mir, dass sich „Feminismus“ hier als eine Lebenseinstellung versteht, die nicht nur Frauen betrifft, sondern vielmehr eine Denkweise, die ein Miteinander auf Augenhöhe von Frauen und Männern gleichermaßen anstrebt.
„Wie kann es gelingen einen heilsamen Feminismus zu erschaffen, der auf unserem gemeinsamen Menschsein basiert, statt auf unseren Unterschieden?“ Alison Sudol
Gibt es Kritikpunkte?
Über das sehr pinke Cover lässt sich sicher diskutieren, ich bin nicht der Meinung, dass es dem Thema zuträglich ist (auch wenn man sich was dabei gedacht hat). Den Original Titel „Feminists Don’t Wear Pink (And Other Lies)“ finde ich viel schöner, weil es mehr den Inhalt des Buches repräsentiert. Warum man einen englischen Titel in der Deutschen Ausgabe verändert und wieder einen „Englischen“ wählt, kann ich leider nicht ganz nachvollziehen.
Sicher gibt es viele, gerade auch jüngere Frauen (zum Glück), die sich stark mit dem Thema auseinandersetzen und für die dieses Buch möglicherweise nicht aussagekräftig genug sein mag. Für mich und sicher viele Frauen, die sich bisher nicht ganz so tief mit dem Thema „Feminismus“ beschäftigt haben, ist es aber eine sehr gelungene Zusammenstellung von Texten.
Mein Fazit:
Es ist ein Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, einen Text liest und sich damit auf eine Denkweise oder Vorstellung einstimmen kann. Es ist in meinen Augen ein „Arbeitsbuch“ zum Erinnern und um sich wieder „auszurichten“. Schön ist auch, dass man am Ende einige Leerseiten hat, um seine Gedanken dort niederzuschreiben.
Wichtig fand ich gerade im Text von Kathrin Bauerfeind auch diese Aussage:
„Der Fortschritt ist kein automatisches Update. Er muss immer wieder aufs Neue erkämpft werden.“
Das sollte tatsächlich Leitlinie sein!
Letztlich ist dieses Buch so voll mit großartigen Gedanken, dass ich nur jedem raten kann es zu lesen!
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