“einfach Leben” von Brigitte Giraud
erschienen am 31.08.2023 bei der Frankfurter Verlagsanstalt
umfasst 200 Seiten
Vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*
Herzlichen Dank an die Frankfurter Verlagsanstalt für die Bereitstellung des Leseexemplars!
Klappentext:
Vor zwanzig Jahren hat Brigitte Giraud den Mann ihres Lebens, Claude, bei einem Motorradunfall verloren. Drei Tage später ist sie mit ihrem kleinen Sohn in das neue Haus, das sie zusammen mit Claude gekauft hat und in dem er nun niemals wohnen wird, gezogen.Wer die Schuld an dem Unfall trägt, bleibt unaufgeklärt, ihre Fragen unbeantwortet. Als sie zwanzig Jahre später gezwungen ist, das Haus zu verkaufen, das dem Erdboden gleichgemacht werden wird, fühlt es sich für sie an, als würde sie Claudes Seele verkaufen. Der Moment ist gekommen, sich ihrer Vergangenheit zuzuwenden. Erstmals traut sie sich, sich dem »Was wäre gewesen, wenn« zu stellen.
So hat es mir gefallen:
Brigitte Giraud geht Kapitel für Kapitel alle Begebenheiten durch, die zu dem Unfall ihres Mannes geführt haben könnten. Schicksalswendungen, denen jeder täglich ausgesetzt ist, die aber in den seltestens Fällen beachtetet werden.
Durch den Tod ihres Mannes Claude, legt die Autorin das “Brennglas” auf alle Ereignisse vor dem Schicksalschlag. Es beschreibt eine Suche, eine Frage nach Schuld und die Suche nach der Möglichkeit, das Geschehene abwenden zu können.
Das Buch entwickelt eine Art Spannung, da die LeserInnen bis zum letzten Kapitel nicht wissen, wie der Motorradunfall ihres Mannes Claude tatsächlich geschehen ist. Die Autorin bearbeitet in diesem Buch alle Möglichkeiten, die vermeintlich dieses Schicksal hätten abwenden können. Gleichzeitig ist es eine zarte Liebeserklärung an Claude, an seine Art und ihre Vorstellung, wie er sich gefühlt hat an diesem letzten Tag seines Lebens.
“schnell Leben” zeigt auf wie fragil das Leben sein kann, wie kleinste Änderungen, dazu führen können, dass das Schicksal “zuschlägt” und man dennoch hilflos ist und es nicht hätte abwenden können, sonst müsste man sich von jeglicher Art des “Lebens” abwenden.
Ich wollte alles herausfinden, was am Vortag des 22. Juni 1999 in der Welt passiert war, und am tag davor und an dem davor, und was dem Schicksal Steine in den Weg gelegt hätte, etwas, das Claude auf die Fragilität des Lebens aufmerksam gemacht hätte, ihm Angst eingejagt, ihm einen richtigen Schock versetzt hätte von der Art, dass man danach nur noch bei Grün über den Zebrastreifen geht.
Seite 137
Der Roman ist auch eine Art Zeitdokument, so nimmt er mit in die Zeit der Jahrtausendwende und beschreibt, wie so vieles damals nicht nicht selbstverständlich war, wie bspw. die Mobiltelefone. Die Tatsache, dass das Motorrad mit dem Claude verunglückte in Japan nicht zugelassen wurde, in Frankreich zu dieser Zeit aber schon, obwohl bekannt war, dass es zu schnell und zu leicht war, ist schwer zu begreifen, würde aber wahrscheinlich den wenigsten auffallen, wenn damit nicht ein solcher Schicksalsschlag verbunden ist.
Fazit:
“schnell Leben” ist ein intensives Buch, dass die Leserinnen mitnimmt auf eine Spurensuche, auf die Frage nach Schuld, auf die Suche nach Verantwortlichen und die Möglichkeit das Schicksal abwenden zu können. Man befindet sich auf eine intime Art und Weise so nah bei der Autorin und nimmt teil an ihrem inneren Schmerz und ihrer Trauer, die auch nach vielen Jahren immer noch so deutlich spürbar ist.
Ein sehr berührendes und hervorragend geschriebenes Buch, dass einen den Wert des Augenblicks schätzen lehrt und sehr lesenswert ist.
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