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“Ein erhabenes Königreich” von Yaa Gyasi

Ich bin wahrscheinlich eine der Wenigen, die das erste Buch von Yaa Gyasi, “Heimkehren”, noch nicht gelesen hat. Bei Ihrem neuen Buch interessierte mich die “Problemstellung” – Neurowissenschaft versus Religion- und war gespannt.


“Ein erhabenes Königreich” von Yaa Gyasi

erschienen am 13.08.2021 im Dumontverlag

umfasst 304 Seiten

*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*

Herzlichen Dank an den Dumontverlag und Netgalley für die Bereitstellung des Leseexemplars!

 


Klappentext:

Mit dem Auftauchen ihrer Mutter, die sich ins Bett legt und auf nichts mehr reagiert, kehren in Gifty die schmerzhaftesten Kindheitserinnerungen zurück: das Verschwinden des Vaters, der in seine Heimat Ghana zurückging, der Tod des geliebten Bruders und die Depression der Mutter angesichts dieser Verluste. Ihre Familiengeschichte hat dazu geführt, dass Gifty als erwachsene Frau ihren Glauben gegen die Neurowissenschaften eingetauscht hat. Sie ist davon überzeugt, dass sich Depression und Abhängigkeit, und damit Trauer und Leid, durch entsprechende Behandlung verhindern lassen. Doch die Angst um ihre Mutter, die fest verankert in ihrer Religion stets allen Schwierigkeiten im weißen Amerika gewachsen war, lässt Gifty an beidem zweifeln: Kann nur die unbestechliche, aber seelenlose Wissenschaft ihr die Mutter zurückbringen oder gelingt das allein den herzerwärmenden Erlösungsversprechen der Kirche?

So hat es mir gefallen:

“Ein erhabenes Königreich” ist ein intensives Buch und eine Triggerwarnung zum Thema Drogenabhängigkeit und Depression sollte erfolgen.

Gifty versucht ihre Rolle als gute Tochter und als Kind, das keine Probleme macht, perfekt zu spielen. Sie ist durch die Ereignisse in ihrer Kindheit stark geprägt und in einer Art Co-Abhängigkeit gefangen. Diese Abhängigkeit führt dazu, dass sie als junges Mädchen versucht den Glauben, der ihrer Mutter so wichtig ist, zu adaptieren, auch um die gewünschte Anerkennung der Mutter zu erhalten. Gifty hinterfragt aber die Aussagen ihrer Kirche und kommt damit ins “Strudeln”.

Als Erwachsene wählt sie den Weg der Wissenschaft. Hier insbesondere der Neurowissenschaft, auch angetrieben durch den Tod des Bruder. Dieser Tod und seine Drogenabhängigkeit wird in ihrer Kindheit ebenso “verschleiert”, so dass sie sich später auf die wissenschaftliche Suche danach macht ihren Bruder “noch zu retten” bzw. das Geschehene wissenschaftlich zu begreifen. Gleichzeitig erlebt sie eine Art “Erfolgsgeschichte”, da sie als Einwanderin den Akademikerstatus in Neurowisschaften erlangt. Dies führt aber bei ihr nicht zum “inneren” Erfolg und der gewünschten Anerkennung.

Ich wuchs auf unter Menschen, die der Wissenschaft misstrauten, die sie für einen hinterlistigen Trick hielten, der ihnen den Glauben rauben sollte, und ich wurde ausgebildet von Wissenschaftlern und Laien, die von Religion sprachen, als wäre es eine warme Decke für die Dummen und Schwachen, eine Möglichkeit, die Tugenden eines Gottes zu preisen, der unwahrscheinlicher war als unsere eigenen menschliche Existenz.

Gifty schafft es kaum sich aus ihrer starren “Rüstung” des perfekt Funktionierens zu befreien und kann kaum andere Menschen emotional in ihr Leben lassen. Die Mutter, die nach dem Tod des Bruder stark in Depressionen verfällt, wohnt später bei Gifty und spricht kaum bzw. verlässt kaum das Bett. Gifty versucht auch hier “das Richtige” zu tun und stößt immer mehr an ihre persönlichen Grenzen.

Yaa Gyasi gelingt es, dass die Vielschichtigkeit sowohl der Mutter, als auch Gifty sehr gut verständlich ist. Der Kampf der Mutter sich ein neues Leben außerhalb ihrer Heimat Ghana in den USA aufzubauen und letztlich alleinerziehend alle Hürden zu umschiffen, wird mehr als deutlich. Gleichzeitig zeigt dieser Kampf auch, was er Gifty und ihrem Bruder abverlangt. Wie auch die Kirche hier letztlich versagt und die Familie bzw. jeder/jede Einzelne seinen Kampf kämpfen muss. Es gibt keine klaren Antworten im Glauben oder in der Wissenschaft, vielmehr bleibt es fraglich, ob die persönlich gefunden Antworten weiterhelfen.

Fazit:

Der Erzählstil von Yaa Gyasi ist leise und intensiv. Sie schafft es die Vielschichtigkeit der Familienstruktur darzustellen und macht es dem/der LeserIn schwer eine eindeutig Position zu beziehen.

Ich persönlich kam stellenweise bei den Berichten aus dem Labor über die Versuche, die Gifty an Mäusen vornimmt, stellenweise an meine Grenzen.

Es ist defintiv ein Buch, dass nachklingt und einen beschäftigt. Defintiv kommt “Heimkehren” nun auch auf meine Leseliste.

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