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“Wo auch immer ihr seid” von Khuê Pham

“Wo auch immer ihr seid” von Khuê Pham

erschienen 13.09.2021 im btb Verlag

umfasst 297 Seiten


Klappentext:

Sie ist dreißig Jahre alt und heißt Kiều, so wie das Mädchen im berühmtesten Werk der vietnamesischen Literatur. Doch sie nennt sich lieber Kim, weil das einfacher ist für ihre Freunde in Berlin. 1968 waren ihre Eltern aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Für das, was sie zurückgelassen haben, hat sich die Journalistin nie interessiert. Im Gegenteil: Oft hat sie sich eine Familie gewünscht, die nicht erst deutsch werden muss, sondern es einfach schon ist. Bis zu jener Facebook-Nachricht. Sie stammt von ihrem Onkel, der seit seiner Flucht in Kalifornien lebt. Die ganze Familie soll sich zur Testamentseröffnung von Kiềus Großmutter treffen. Es wird eine Reise voller Offenbarungen – über ihre Familie und über sie selbst.

So hat es mir gefallen:

Kiêu lebt in Berlin und nennt sich eigentlich Kim. Sie ist in Deutschland geboren und versteht sich in ihrer Identität als Deutsche. Eines Tages wird sie von ihrem Onkel Son aus USA via Facebook kontaktiert, der ihr mitteilt, dass ihe Oma im Sterben liegt und dass es etwas gibt, was sie und ihr Vater wissen müssen.

Kiêu stimmt zu mit ihren Eltern nach Kalifornien zu reisen. Dort taucht sie ein in die Familie ihres Vaters, die sie kaum kennt und deren Sprache sie nur leidlich sprechen kann. Parallel steht sie in ihrer eigenen Beziehung in Berlin an einem Wendepunkt.

Die Frage nach der eigenen Identität wird immer lauter und das Begreifen der eigenen Wurzeln wird für Kiêu immer wichtiger.

Wie viel braucht es, um die eigenen Herkunft zu verstehen? Mahr als Worte, und alles und nichts.”

Seitene 196

Khuê Pham betrachtet in ihrem Roman die Identitätssuche von Kiêu und parallel erzählt sie die Geschichte von deren Vater Khim und dessen Bruder Son.

Über die Familie von Kiêu bekommt man einen Einblick in den Vietnamkonflikt und dessen Auswirkungen. Ich musste erschreckend feststellen, wie wenig Wissen ich über die Zeit und die Auswirkungen auf das Land habe.

Kiêus Vater Khim geht früh nach Deutschland um Medizin zu studieren und bekommt die Entwicklungen in seiner Heimat nur durch die “Brille” der Studentenbewegung mit. Sein jüngerer Bruder Son bleibt zunächst bei der Familie und versucht dann mit seiner Freundin über Kambodscha zu fliehen.

Bei dem Besuch in Kalifornien und durch den Tod und das Testatment der Großmutter werden sich die Brüder bewußt, wie wenig sie in den letzten Jahren voneinander wussten und durch welche Schicksalschläge die Familie beeinflusst wurde. Die Art und Weise der Kommunikation innerhalb der vietnamesischen Kultur macht es nicht einfacher dem Schicksal zu begegnen oder es zu verarbeiten.

Ich mochte die Protagonisten Kiêu sehr und auch ihre Wandlung innerhalb des Romans. Wie ihr anfangs das Miteinander in der vietnamesischen Familie irgendwie unangenehm ist und sie die Eigenheiten fast schon ablehnte, und dann letztlich im gesamtfamiliären Kontext auch die Möglichkeiten diese Miteinanders sehen konnte. Der Weg zu ihrer eigenen Identität führt durch das Verstehen und Wissen um ihre Familie und deren Schicksal.

Dreißig Jahre habe ich mein Leben als eine Folge von Optionen und richtigen und flaschen Entscheidungen verstanden; nun wird mir klar, mit welcher Willkür es einen überfallen kann…

Seite 199

Fazit:

“Wo auch immer ihr seid” gehört definitiv zu meinen Highlights im Januar. Es liest sich spannend, erschreckend und versöhnlich. Es hat mir aufgezeigt, wie wenig ich teilweise über die Geschichte Vietnams weiß und deren direkte Auswirkungen auf die Menschen.

Eine absolute Leseempfehlung für ein wichtiges und intelligentes Buch!

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