Ein Buch, das möglicherweise gegen Fernweh hilft? Ich lese sehr gerne Bücher über Frauen, die besonders mutig und besondere Erfahrungen machen. „Die nächste Welle ist für Dich“ von Dörthe Eickelberg kam da gerade recht. Allerdings muss ich an dieser Stelle zugeben, dass meine Surfkenntnisse, außer ein paar kläglichen Versuchen im Sommer 1984 auf Sardinien, nicht wirklich vorhanden sind. Klappt das Buch denn dann überhaupt, wenn man so gar keine Ahnung hat bzw. kein Surfnerd ist?…
„Die nächste Welle ist für Dich- Wie ich von surfenden Frauen aus aller Welt lernte, was es heißt, frei und stark zu sein“
Erschienen am 14.06.2021 im Penguin Verlag
Umfasst 304 Seiten
*vorsorglich kennzeichne ich hier die Links, die zur Verlagsseite und zur Autorenseite führen als Werbung*
Herzlichen Dank an den Penguinverlag für die Bereitstellung des Leseexemplars!
Klappentext:
Das Meer ist ein Ort der Prüfungen: Kriege ich die Welle? Oder kriegt sie mich? Auf einem Surftrip wird Dörthe Eickelberg von einer Killerwelle in die Tiefe gerissen. Mit knapper Not rettet sie sich, aber die Angst bleibt. Auf dem Meer. Und im Leben. Doch die TV-Moderatorin zieht aus, das Fürchten zu verlernen. Rund um den Globus – in Indien, Südafrika, Palästina, Mexiko und auf Hawaii – begegnet sie Surferinnen, die in ihrer Heimat nicht selten einen hohen Preis zahlen, um ihre Leidenschaft ausüben zu können. Seite an Seite stellen sie sich dem Meer und ihren Ängsten und finden die große Freiheit. Dörthe Eickelberg erzählt von beeindruckenden Surf-Pionierinnen und ihrer persönlichen Erfolgsgeschichte: Wie sie von starken Frauen lernte, ihre Grenzen zu überwinden, auf ihrer eigenen Welle zu reiten und mutig zu sein.
So hat es mir gefallen:
….ja, es klappt sogar ganz hervorragend.
Dörthe Eickelberg kommt verhältnismäßig spät, im Rahmen Ihrer Moderatorinnentätigkeit bei ARTE, zum Surfen. Vielleicht ist das auch das Geheimnis, dass sie einen ganz besonderen Blick auf diesen Sport hat.
Sie beschreibt ihre Anfänge im Surfen und auch ein Ereignis im Meer, dass sie mit Angst zurücklässt. Sie begibt sich auf die Suche nach den eignen Blockaden und sucht Frauen, die Surfen in den unterschiedlichsten Ländern auf.
Diese Suche bringt sie auch in Gegenden, in denen man surfende Frauen nicht vermutet. Neben Indien und Südafrika, lernt Sie beispielweise die junge Sabah aus Gaza Stadt kennen. Die junge Frau darf nur mit Vater und Bruder im Morgengrauen surfen, wenn noch keiner am Strand ist. Sollte sie einmal Heiraten, wird das Surfen möglicherweise ein Ende haben.
Dörthe Eickelberg schreibt toll und man hat das Gefühl, dass man an den Treffen mit diesen unterschiedlichen und inspirierenden Frauen teilnimmt. Sie nimmt eine sehr reflektierte und nicht nur beschreibenden Position ein. So hinterfragt sie kritisch bspw. ihr Lebensumfeld mit dem von Sabah und kann die unterschiedlichen Vor- und Nachteile herausarbeiten. Es gefällt mir, dass es hier kein schwarz- weiß Denken gibt, sondern vielmehr eine tiefe Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebensformen. Immer auch auf der Suche nach den eigenen persönlichen Erkenntnissen.
„Ich verstehe, dass Sabah zu ihrer Gemeinschaft gehören will. Ich verstehe bloß deren Spielregeln nicht.“
Seite 154
Die Autorin lässt sich auf anderen Kulturen ein, beobachtet, fragt und hinterfragt sie und betrachtet dabei immer die Rolle der Frau.
Was bedeutet der Surfsport für diese Mädchen und Frauen? Für was steht dieser Sport?
„Man braucht nur Wellen und den Mut, sie zu nehmen oder nicht. Jede Welle ist eine eigene Entscheidung.“
Seite 171
Der Surfsport steht wie kaum ein andere Sport für ein bestimmtes Lebensgefühl, für Freiheit und Unabhängigkeit. Dennoch ist es ein stark männerdominierter Sport. Sponsoren bekommen fast ausschließlich Männer, nur wenige Frauen, aber alle müssen einem ganz bestimmten Bild entsprechen (weiß, blond, sportlich etc.). Bei Wettkämpfen ist es immer noch so, dass die Frauen bei schlechteren Bedingungen surfen müssen und somit oft nicht in der Lage sind ihre tatsächliches Können zu zeigen. Auch beim Hobbysurfen gibt es eine Art Ordnung im Lineup, die klar von Männern dominiert wird.
Hier bedarf es Durchsetzungsvermögen und eine klare Sicht auf das eigene Können. Das fällt vielen Frauen eher schwer. Ich mag das die Autorin all diese Themen reflektiert und viel von ihren eigenen Gefühlen, Gedanken und Reflektionen preisgibt. Das Surfen ist hier eine großartige Methapher für das Leben an sich.
Eine meiner Lieblingsfrauen in dem Buch ist die über 70jähre Gwyn aus England. Sie geht täglich surfen und lebt ihre Leben in einem Selbstverständnis, das ich wirklich bewundernswert finde.
Letztlich sind mir alle Frauen ans Herz gewachsen. Man bekommt eine Ahnung von den Gesprächen und der Tiefe der Begegnungen.
Neben dem Buch gibt es auch den Film „Chicks on Board“ aus dem Jahr 2018 den ich mir nach der Lektüre unbedingt noch ansehen möchte.
Fazit:
Ein wunderbares Buch, auch für Nicht-Surfer. Inspirierenden Frauen und Geschichten erzählt von einer offenen hinterfragenden Autorin. Absolute Leseempfehlung!
Weiter Bücher von inspirierenden Frauen habe ich hier vorgestellt:
- Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren
- Sag dem Abenteuer ich komme
- Die Morgenfinderin
- Menschlichkeit in Zeiten der Angst
- Rendezvous mit einem Oktopus
- Sturz in die Tiefe
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